Döntjes
Das
sind Geschichten aus der Heimat, sie sollen alle so gewesen sein!
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Irgendwo in der Krummhörn
Der
Mann von der Dekra ist da. Draußen Nebel, leichter Nieselregen, auf dem
Viehanhänger ist es kalt, es holpert wie verrückt und vor ihm die Flinte.
Rostflecken, Spinnweben im Lauf , er sieht nach unten, die Waffe geschlossen,
die Stiefel voll Kleie. Im ersten Treiben waren 7 Hasen, nur ihm ist keiner
gekommen. Ihm wird immer mulmiger. Vor drei Tagen hatte er den Fendt
abgenommen, 160 PS, 18 Jahre, zweimal hatte der TÜV nein gesagt, die Anhängerkupplung
wurde vom Nachbarn geborgt, die Bolzen für den Frontlader und die
Hinterreifen auch, was soll schon hier passieren, der Stempel kam drauf und
die erste Einladung seit 10 Jahren für einen von „außerhalb“ erfolgte.
Die anderen waren einverstanden, die Trecker wurden ja alle älter.
Onno
hatten sie abgeholt. Die Flinte stand im Schuppen. Da steht sie immer, meinte
einer, er wartet immer auf die Krähen. Hat wohl nicht geklappt mit den Krähen
in letzter Zeit, sonst könnten nicht so viel Spinnweben im Lauf sein. Er
versucht dem Lauf auszuweichen, murmelt auch etwas von „ bisschen
vorsichtig“. Da nimmt Onno die Flinte auf dem Schoß, sichert, nimmt die
3,5 mm Horrido raus und meint: „ Mach doch woll so wat sekkere ween“!
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Eine jagdliche Weihnachtsgeschichte
Bei
uns am Bansmeer wurde seit jeher mit Stockenten vor der Hütte gejagt. Wobei
in der früheren Zeit fast alles Wasserwild geschossen und verwertet wurde.
Schon
früh im Juli wurden die Hütten im Schilf gebaut. Es war eine
Kunst mit der die alten Jäger hier vorgingen. Zuerst wurde von der
Wasserseite eine Schneise ins Schilf geschnitten, sodass die Jolle hinein
passte, dann wurden mitgebrachte Weiden reihenweise seitlich der Jolle
ins Schilf gesteckt und kunstvoll zu einem Dach zusammen gebunden. Das
Ganze wurde dann mit Schilf verkleidet.
Da
viele der alten Jäger vom Reitschneiden und der Jagd lebten, waren sie oft
von Juli bis damals März die meiste Zeit in solchen Hütten auf Entenjagd.
Die
Jolle wurde mit Stroh und Decken ausgelegt. Im Rücken hatte man die
Entenkiste für die Lockenten. Die Lockenten kriegten an einem Bein ein
weiches Halteband, dann folgte die eigentliche
Schnur mit dem Stein. Dazwischen eine Zwirbel zum Drehen.
Rund
ein halbes Dutzend Enten wurden dann im Halbkreis vor der Hütte aufgestellt.
Da ich selber unzählige Male so zur Jagd gegangen bin, weiß ich, dass die
Enten wohl keine anderen Enten anlocken würden, wenn sie sich unwohl fühlten.
An
einem Abend im Dezember war
Ulfert auf Entenjagd.
Der
Mond schien und es fror leicht, der Wind wehte schneidend kalt aus östlicher
Richtung.
Seine
Frau Lina, hatte ihm in einen alten Strohsack eine kupferne Wärmflasche
eingepackt, obwohl sie es eigentlich heute nicht wollte.
Aber
an so einen schönen Abend, der frische Ostwind hielt die Stelle vor seiner Hütte
eisfrei, musste er einfach hier liegen. Vielleicht ist es in den nächsten
Tagen schon alles zugefroren.
So
saß Ulfert nun in seiner Jolle, die Lockenten vor sich, in leichten Wellen
auf und ab schwimmend.
Plötzlich
schlugen seine Enten an, sie haben irgendetwas fliegen sehen, dachte er und
schon sah er auch, wie zwei Wildenten im flachen Anflug hinter seinen Enten
zu Wasser gingen.
Die
Spannung stieg in Ulfert, er nahm vorsichtig seine Doppelflinte von der
schweren Öldecke, die ihn vor Nässe schützte und wartete bis sie in
Schussnähe kamen.
Er
musste aufpassen, dass er nicht mit seinem Gesicht unter dem Hüttendach
hervor ragte. Im Mondschein würden die Wildenten sofort abstreichen.
Jetzt
waren sie in Schussnähe und schwammen in etwa 20-30 Metern Entfernung gleich
hinter seinen Enten. Aber er wartete noch, bis die Wildenten hintereinander
schwammen um evt. beide mit einem Schuss zu treffen.
Er
und seine Frau verdienten nicht viel mit dem was Ulfert von der Jagd und mit
dem Reitschneiden nach Hause brachte und schließlich waren Patronen teuer.
Jetzt, jetzt waren
sie fast soweit zusammen, dass er schießen konnte. Er drückte vorsichtig
das Gewehr in die Schulter, aber auf einmal, was war das, wer sang da auf
einmal so wunderschön aus der Ferne.
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Da
seine Ohren nicht mehr die besten waren, dachte Ulfert, wer weiß was das
war, und legte erneut an. Auf einmal war es noch lauter als vorhin, als
wenn Engel singen würden.
Ihn
beschlich ein seltsames Gefühl, dass er bis lang noch nicht kannte.
Hatte
ihm seine Frau Lina doch in den Ohren gelegen, ob er denn grad heut am
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„Heiligen
Abend“ zur Jagd musste.
Mittlerweile
waren die Wildenten aufs offene Meer hinausgeschwommen und Ulfert wurde es zu
mulmig.
Zu
Hause angekommen legte er den Rucksack und die anderen Sachen im Vorraum vor
der Küche ab.
Seine
Frau war ganz überrascht, dass er schon wieder da war und fragte: „Was de
nix?“, Ulfert aber schwieg und
war ganz bedrückt.
Nach
einiger Zeit schließlich erzählte er ihr die Geschichte.
Seine
Frau ging aus der Küche und rief: „Ulfert, kom ehm her, nu singen Engels
all bi uns int Karnhuus!“
Sie
hatte den alten Fußsack mit seiner Wärmflasche in der Hand und hielt
ihn hoch
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Herbstwanderung
Erst als das Gepäck im Kofferraum des
neuen Kombis, natürlich mit Allrad, verstaut war und mein Ehemann Herbert im Wagen saß, atmete
ich auf. Es hatte langer Überredungskunst bedurft, um ihn zu einem
Kurzurlaub zu bewegen. Das Reisefieber hatte bei ihm noch nie
eine Rolle gespielt. |
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Keine kurzfristigen Notfälle waren
aufgetreten und auch für Dackel Cesar war Platz in der Pension vorhanden.
Gleich nach dem Auspacken wurde
der Tag noch zum ersten ausgiebigen Spaziergang genutzt. Der Herbst war schon
fortgeschritten und hier im Harz lag auch am Nachmittag noch der Raureif auf
den Bäumen. Wir hakten uns ein und genossen die Bilder des Herbstes. Golden
schimmerten die Blätter und ich träumte so ein wenig von allem Vergänglichen.
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Cesar
war immer ein paar Meter vor uns. Wir waren in einen Seitenweg eingebogen, als er unter einem
Busch verschwand. Herbert rief ihn, er kam aber nicht.
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Als ich ihm
einige Schritte folgte, hörte ich sein Bellen. Es befand sich direkt unter
meinen Füßen. Drei oder vier Löcher waren im sandigen Boden zu sehen.
Sicher war Cesar in einem dieser Löcher. Ob da ein Fuchs war?
Mein Herbert, wie immer die Ruhe weg,
stand im Wald und besah sich das
alles nur. Ich war froh, als einer in grüner Uniform auf uns zu kam. Sofort
erzählte ich ihm alles.
Er beruhigte mich: „ Sicher ist da ein
Fuchs drinnen, aber der Hund wird Abstand halten und nach kurzer Zeit wieder
herauskommen.“ Ich schaute ihn dankbar an und hatte den Eindruck, dass er
mich zur Beruhigung vielleicht sogar in den Arm genommen hätte, was meinem
Herbert nie eingefallen wäre.
Meine Sorge um Cesar war groß. Ich nahm
mir aber vor, an der ankündigten Nachtwanderung vom Heimatverein mit dem
hiesigen Förster teilzunehmen.
Wie gut doch so
eine Uniform aussehen kann, da verblasst sogar der Fahrradkurier in der Coca
Cola Werbung. So waren gerade meine Gedanken, als blitzartig ein Fuchs aus
dem hinteren Erdloch flog und im Wald das Weite suchte.
Ich wunderte mich über
meinen Herbert, der aus seiner Ruhe
aufschreckte und anscheinend versuchte
den Fuchs zu fangen.
Der war natürlich über alle Berge, aber Cesar kam ganz mit Sand überhäuft aus
dem Bau und wollte hinter dem Fuchs her. Jetzt merkte ich, dass die
Fangaktion meines Mannes unserem Liebling galt.
Er war ganz beleidigt, als er
auf den Arm genommen wurde und wollte sich wieder losreißen. Ich lief sofort
hin und streichelte ihn. Es war ihm überhaupt nichts passiert, zum Glück!
„ Das war ja eine wunderbare Bauarbeit “, sagte
anerkennend unser Förster.
Ich schaute ihm etwas tiefer
in die Augen.
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„
Er ist ja ein kleiner Zwergrauhhaar“ meinte er „ für die Baujagd hat er
wohl etwas zu wenig Kraft, aber ein ganz munteres Kerlchen ist er.“
Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass mein lieber Herbert diese Äußerung
nicht so wohlwollend aufnahm wie ich, oder sollte er bemerkt haben, dass auch
von Seiten des Mannes in Grün viel Aufmerksamkeit mir galt?
Wir verabschiedeten uns sehr freundlich.
Cesar blieb
jetzt an der Leine. Ich war recht überrascht, als meine bessere Hälfte
mich für den Rest des Weges in den Arm nahm. Waren ihm doch Bedenken
gekommen, mich in den Wintermonaten oft tagelang wegen der Jagd alleine zu
Hause zu lassen? Ich hatte ihn schon mal gefragt, ob ich denn sicher sein könnte,
dass er erst am Abend wieder da sein würde, als kleinen
Verunsicherungsfaktor.
Ich lehnte mich beim Gehen an ihn. „ Du,
hätten wir den Förster nicht um eine Unterschrift unter den Baujagdbericht
bitten können,“ fragte ich Herbert, „ dann hätte Cesar in der
Bodenjagdstatistik jetzt seine 300ste Arbeit am Fuchs bestätigt bekommen“.
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Gleich
nach dem Krieg, Ulfert hat einen Fuchs geschossen.
Der
Alte Larisch, mit dem letzen Treck aus dem Osten gekommen, redet ihn an:
„Du,
was machst denn mit dem Fuchs?"
„Wieso?
Vergraben!"
„Geh,
schenk ihn mir.“
„Wieso?
Was machst denn Du mit ihm?"
„Essen."
„Kann
man den denn essen?"
„Klar",
meint Larisch überzeugt, „viel besser wie Hund."
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Hinnerk
ist zu seiner ersten Treibjagd im Osten.
"Dort
drüben an der alten Eiche", erklärt der Gastgeber,
"pflegt der Keiler zu wechseln. „Sie haben also ein
ausgezeichnetes Schussfeld“.
Spricht's
und lässt ihn auf seinem Hochsitz allein,
um den übrigen Jagdgästen ihre Plätze anzuweisen.
Kurze
Zeit später hört er von Hinnerks Hochsitz einen Schuss,
gleich danach einen zweiten. Dann einen dritten.
Erregt
stürzt der Jagdherr -
das Treiben hat ja noch gar
nicht begonnen! - zurück zu dem
wildgewordenen Schützen:
„Aber
was machen Sie denn,? Sie bringen ja
alles durcheinander."
„I
schieß mich ein bisschen ein", erklärt Hinnerk strahlend, „damit
ich das Schwein dann auch treffe !“
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In der Einsamkeit am Sandwater war Ulfert eingeladen zur Entenjagd .
Vüst und Tütje holten links und rechts von ihm die Erpel reihenweise aus der
Luft.
Ulfert machten die Mücken rasend.
Abends empfahl ihm Senior Krull sein selbst erfundenes „ Abwehrmittel“ , den
„mahagonifarbenen Grog“.
Krull saß abends immer vor seinem Reetdachhaus und trank
Grog, mahagonifarbenen Grog.
Sein Wahlspruch lautete: Grog trinkt man an den Tagen die mit g enden und
Mittwochs.
In der Luft die Mücken zu Tausenden. Da schwirrten sie, da saßen sie auf der
Hand vom alten Krull.
Gegen die Stiche war er längst immun und gefühllos.
Er ließ sie sitzen, rauchte still seinen Schwarzen Krause und zuweilen kam es
dann:
„Arme Biester, sterben alle an Alkoholvergiftung."
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Der
Woltzen Hahn
„ De Höhner
fallen doch immer“, sagte Hinnerk zu sich, als er die Henne schnell in den
Rucksack verschwinden ließ.
„ Hest hum?“
rief der Nachbar, der aber nichts Genaues sehen konnte.
„ Nee, is weg“ kam es zurück. Am Nachmittag kam dann die Gelegenheit,
auf die Hinnerk schon den ganzen Tag wartete.
Klaus Peter lief neben ihm. Nicht gerade sein bester Kollege. Klaus Peter weiß
zuviel und zeigt das auch.
Der sauber erlegte Hahn von Klaus Peter flog noch ein Stück durch die Büsche
und landete dann hinter der großen Dornenhecke bei Hinnerk.
„ Ist er bei Ihnen runtergekommen?“ „Dat blifft `n fein Pinkel“,
denkt sich Hinnerk noch.
„ He mutt hier achtern liggen!“ ruft er zurück, dabei hat er ihn längst
und tauscht ihn schell um.
„ Ik löv nu heet de Hund
hum.“
„Sitz!“ kommandiert er noch, dann treffen sich beide 20 Meter weiter.
Hinnerk recht verwundert: „ Hest dann neet sehn, dat dat `n Hehn was?“
Klaus Peter kann es auch abends noch nicht begreifen.
Als er beim letzten Treiben 3 Euro in die Jagdkasse geben muss, bemerkt er
noch: „ Das muss die Sonne gewesen sein, sonst wäre mir das nicht
passiert“.
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Bezahlen mussten sie doch selber
Klaus
Peter hatte den Hasen auf dem
Ansitz erlegt, dann war er aber doch wohl in den kleinen Graben gerutscht.
„ Könnten Sie da mal nachsehen?“ rief er zu Hinnerk , der als Treiber
direkt auf ihn zu kam.
„ Harr ok sülvst haalen kunnt“, dachte Hinnerk noch so bei sich. Aber er
und Hasso können nichts finden.
„ Der muss da ja sein“, mit den Worten kommt Klaus Peter näher. Alles
Suchen hilft nicht. In dem kleinen Graben ist eine starke Strömung, das
Wasser fließt durch ein Betonrohr ab.
„ De mutt in `t Röhr liggen“, meint Hinnerk.
„ Kann der Hund ihn nicht da raus holen?“ fragt fast vorwurfsvoll der Schütze.
„Dat geiht neet, dor versuppt he bi“, sagt
Hinnerk. Klaus Peter, dicht vorm Jagdkönig, will aber nicht auf den Hasen
verzichten. 200 Meter weiter steht ein Bauernhaus.
„ Wie hemmen ja noch wat Tied, de annern sünd ja noch neet so wiet, dann
mutten s` eben na`d` Plaats lopen un `n Stang haalen, ich wacht hier so
lang“.
Klaus Peter ist gerade beim
Haus angekommen, als Fidi, Hinnerks bester Kollege, mit einem Hasen
ankommt. „ Wor hest de
her?“
„ Dee hemmens up Straat doodfahren“. So sieht er auch aus.
„ Weest wat“, seggt Hinnerk,
„ de pack ik in `t Röhr, und wenn he gliek weer kummt, dann stötts du de
eenmal in un ik wies hum dann disser.“
So machen sie es. Einmal mit der Dachlatte durchs Rohr und Hinnerk hält den
Hasen in der Hand.
„ War ja klar, dass er da liegen musste“, erklärt Klaus Peter. Sein
Gesicht wird jedoch etwas grauer, als er den Hasen in der Hand hat.
Fidi fragt auch gleich, ob der nicht etwas zu dicht geschossen wurde.
Hinnerk kopfschüttelnd: „ Dat Superspeed
is up 10 Meter doch to hart“.
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Abends wird beim Jagdgericht erst der Fall unterschlagen. Klaus Peter
ist schon lange dabei und auch einer, dem schwer das Geld aus der Tasche zu
ziehen ist. Er sitzt immer neben dem Jagdherrn. Da wird es unserem jungen
Hinnerk zum Schluss aber zu bunt.
„ Also, dat will `k jo seggen“ , so fängt er mit der Anklage an, „
kann ja neet so wesen, dat wie Jungen immer betahlen mutten.“ Dann erzählt
er vom Hasen und wie er kaputtgeschossen wurde.
Hegeringleiter Behrends wird als Gutachter zum Hasen geschickt. Das Urteil
ist vernichtend: „ De Haas sücht ut as wenn he unner d` Zug komen is, de
Jungs hemmen recht!“
Nun ließ es sich nicht mehr vermeiden, Klaus Peter sträubte sich noch
etwas, aber 5 DM wurden fällig, besonders deshalb, weil er sich nicht
freiwillig gemeldet hatte. Der Abend wurde lang und immer feuchter.
Bei Fidi und Hinnerk besonders und sie konnten ihren Mund nicht halten. Erst
wurde es Harm gewahr, der immer mit Fidi auf Enten ging.
Dann lachte sich Bernd halbtot über die Geschichte. Seine Frau war nicht da
und endlich durfte er mal wie er wollte. Der offizielle Teil sollte gerade
geschlossen werden, da beschwerte sich Klaus Peter bei Behrends.
„ So geht das nicht mit den Jungs!“ Zum Schluss bekam er dann doch noch
sein Geld wieder und die Übeltäter mussten wieder mal bezahlen. „ Dat
will `k di seggen“, meent Hinnerk to Fidi „ dat was mi `t
mackelk wert!“
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Hinni und Gisela
Es war Anfang der 70er Jahre, ich war
gerade 18 Jahre alt und hatte meinen Jagdschein gemacht. Ende August fragte
mein Vater mich, ob ich nicht einmal auf Entenjagd gehen wolle. Endlich, die
Flinte über die Schulter, lief ich über den Deich zur Südseite des
Sandwaters. Es war noch viel zu früh, um überhaupt eine Ente zu Gesicht zu
bekommen, es war auch noch sehr warm. Ich hatte es mir unter einem
Weidenbusch gemütlich gemacht, als ich plötzlich Stimmen hörte. Ich stand
auf, um nachzusehen, wer sich da unterhielt und sah gerade noch, wie Hinni
und Gisela sich im langen Gras am Deich hinunterließen, keine 20 m von mir
entfernt. Hinni kannte ich aus der Schule, Gisela kannte ich nur vom Sehen.
Ich fragte mich, was die beiden da wollten, denn sie waren eigentlich in
festen Händen, nur nicht miteinander.
Ich wartete 20 Minuten, bis mich die
Neugierde aus meinem Versteck trieb. Langsam und geräuschlos näherte ich
mich dem Paar, es war ein regelrechtes Anpirschen, drei Meter noch, oh Gott,
sie waren schon splitterfasernackt! Mich bemerkten sie gar nicht, so beschäftigt
waren sie miteinander. Mein Blick schweifte über das Sandwater und dann
wieder auf die Beiden, was tun?
Die Rettung näherte sich von Osten über
das Sandwater, eine Möwe flog so ziemlich genau in meine Richtung. Aber eine
Möwe fliegt sehr langsam, wenn man auf sie wartet. Sekunden wurden zu
Minuten. Ein Auge auf die Möwe, das andere auf die Beiden, dort wurde es
immer heißer. Die Flinte in die Schulter, beide Augen auf Hinni und Gisela,
die Möwe in Reichweite und BUM BUM BUM…
„Ik, Ik, Ik kriech een
Herzinfarkt!!“ sagte Hinni. „Was ist hier denn los? Wenn ich das gewusst
hätte, dass ihr hier liegt, dann hätte ich ja nie geschossen!!“
antwortete ich. Gisela sagte überhaupt nichts, zog sich aber auch nicht
besonders schnell an. Hinni saß unten am Deich und rang nach Luft. „Du, du
hässt uns hier nich sehn!“
Ich habe noch gesehen, dass die
Möwe ihre Reise Richtung Ems unbehelligt fortgesetzt hat. Hinni und Gisela
zogen sich an und dann ab durch die Mitte. So kann es kommen. Immer, wenn
Hinni mir im Dorf entgegen kommt, muss ich daran denken. Er sicher auch!
„Wie
ist es denn zu dem Unfall gekommen?“ fragt
der Mann von der Berufsgenossenschaft.
„
Zwei Armbrüche und ein Schlüsselbeinbruch ist doch ungewöhnlich“.
„Wir
hatten uns mit 10 Kumpels beim Hochsitz zur Entenjagd
verabredet.
Ich
nach oben mit dem Fernglas, um zu sehen, wo die
Enten sitzen“, erzählt Hinnerk.
„
Keine 100 Meter weiter ist so ein junges Pärchen
beim vollen Programm.
Da
wollten alle mal gucken.
Als
der neunte auf der Leiter stand, ist es dann passiert.“
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Onkel Jacobs Hütte
Es
ist schon ein paar Jahre her, Holger hatte gerade den Jagdschein gemacht und
er fragte bei uns an, ob er mal mit auf die Jagd gehen könne. Große Runde,
kurzes Gespräch, Holger war dabei. Das war im Juli und bald würde die
Entenjagd losgehen. Holger stammte nicht aus einer Jägerfamilie und musste
noch viel lernen. Der Herbst kam und wir nahmen Holger mit zur Entenjagd. Was
ihn besonders interessierte, war die Jagd mit den Lockenten am Fehntjer Tief
und so dauerte es nicht lange, bis er fragte, ob er sich eine Hütte bauen dürfe.
Nun sind die Plätze für die Hütten begrenzt, hin und her überlegt, Onkel
Jacobs Hütte am Sengesiel war frei, der alte Herr war über 80 und hatte die
Jagd mehr oder weniger an den Nagel gehängt. Die Hütte war sowieso nur aus
ein paar Weiden und Reit gebaut, war total abgängig und außerdem zu klein für
Holger, da er zwei Meter groß war. Eine Woche später kam ich mit meinem
Hund an der Hütte vorbei, Holger hatte ein ganz neues Gestell gebaut und
brauchte dieses eigentlich nur noch mit Reit verblenden. Aber er musste auch
arbeiten, so blieb für die Jagd nur das Wochenende. Bei mir auf der Arbeit
hatten sie eine Maschine zum Beschriften von Schildern und Plaketten
bekommen. Das kam mir sehr gelegen. Es war Freitag, 14 Uhr, Feierabend. Ich
bin direkt von der Arbeit zu Holgers Hütte gefahren und habe dort ein Schild
aufgestellt, dann schnell nach Hause. „Du bist heute aber spät“ meinte
meine Frau, als ich heimkam. „Ich musste noch ein Schild aufstellen.“
sagte ich. „Was für ein Schild?“ wollte meine Frau wissen. RING-RING.RING, Telefon. Holger rief mit seinem Handy an. „Ich muss mit dir
sprechen“ meinte er. „Was ist denn?“ wollte ich wissen. „Scheiße,
hier steh ein Schild!“ „Was für ein Schild denn? Ankern verboten oder
was?“ „Nein, du musst herkommen und dir das angucken.“ Ich erwiderte,
dass ich erst essen müsse, aber Holger bestand darauf,
dass ich sofort zu seiner Hütte fuhr. Also fuhr ich zur Hütte, wo
ich ja vor einer halben Stunde erst gewesen war. Als ich da war, stand er vor
mir und war auf 180 vor Panik. „Da, guck das Schild an!“ „Ich seh kein
Schild.“ „Ja, da, hinterm Mais, bei der Hütte.“ Wir sind hingelaufen
und dann sah ich das Schild auch:
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An Kanalkreuzungen und Kanaleinmündungen
in einem Naturschutzgebiet ist das Bauen
von Bootsstegen, Jagdhütten und anderen
jagdlichen Unterständen verboten!
Untere Naturschutzbehörde
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Ich
zu ihm: „Die können uns gar nichts. Die Hütte steht hier schon 100 Jahre
und die Ostfriesen haben das Recht, die Pooljagd auszuüben.“ Er beruhigte
sich gar nicht wieder. „Ja, du hast Recht, aber die steht hier ja an
einer Kanalkreuzung!“ „Na und?“ sagte ich, „Die Hütte stand hier ja
schon. Wenn du die allerdings ganz weggerissen hast… Hast du die etwa ganz
weg gehabt?!“ Hatte er, das wusste ich ja schon. „Ja, hab ich…“
gestand Holger ein. „Das hättest du nicht machen müssen. So lange die da
steht, ist das Gewohnheitsrecht. Wie lange hast du die alte Hütte denn weg
gehabt?“ „Drei Tage…“ „Dann sind die sicher in der Zeit von der
Unteren Naturschutzbehörde hier mit einem Boot vorbeigekommen. Auf so was
warten die ja nur, das ist ja ihre Gelegenheit!“ Holger hatte die Schnauze
voll und ich musste mir vor Lachen fast in die Hosen machen und dabei
toternst bleiben. „Das ist ein schöner Pfahl, an den das Schild genagelt
ist.“ sagte ich. „Den könnte ich wohl gebrauchen…“ „Das kannst du
nicht machen!“ meinte Holger entsetzt. „Ich hab hier kein Schild gesehen,
du?“ „Nein…“ erwiderte Holger. „Und wenn da was von kommt, dann
geht das erst zu Fritz, unserem Pächter, dann können wir erstmal mit dem
reden“, ermutigte ich Holger. Das Schild also runtergerissen und im Auto
verstaut, es hatte gerade einmal eine halbe Stunde dort gestanden.
Holger
hat seine Hütte fertig gemacht, aber ein schlechtes Gewissen hatte er doch.
Immer wenn er mich gesehen hat, fragte er mich, ob ich schon was gehört
habe.
Zwei
Jahre später saßen wir nach der Jagd abends zusammen und das Thema kam auf.
Alle mussten lachen, nur Holger nicht.
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