Auszüge aus dem Buch Die Baujagd erschienen im Verlag dieter hoffmann mainz |
Ich Danke dem Verlag http://www.verlag-hoffmann.de/ sehr für die freundliche Genehmigung. Wer gute jagdliche Literatur und Fachliteratur sucht, wird einen kompetenten Partner der Jägerschaft finden.
Eigentlich ist es schon verwunderlich: Bei keiner anderen
Jagdart ist der Hund so auf sich alleine gestellt, können wir ihm in der
Praxis so wenig helfen, wie bei der Baujagd, und dennoch wird diese Arbeit
bei der Ausbildung des Hundes am stärksten
vernachlässigt! Aus der Tatsache, daß Schärfe
und Härte, ebenso wie Spurlaut und Wasserfreude
Anlagen darstellen, die der Welpe von seinen
Vorfahren mitbringt - oder auch nicht -
leiten wohl immer noch viele Jäger die Anschauung ab,
möglichst rabiate Schärfe sei Voraussetzung und zugleich Garant einer
erfolgreichen Baujagd. Das verhält sich in
etwa so, als wenn ich unsere Schulen abschaffen wollte, mit der Begründung: entweder
hat ein Kind die notwendige Intelligenz oder
es ist sowieso sinnlos, ihm etwas beibringen zu
wollen! Schärfe, Härte und natürlich Jagdpassion
und auch Instinkt (Gespür für das Machbare, nennen
wir's im menschlichen Bereich) sind sicher
bis zu einem gewissen Maße unabdingbare Voraussetzungen. Aber so, wie ein Boxer mehr als nur
Schlagkraft und Gewandtheit benötigt, so müssen
wir auch unserem Bauhund zunächst eine gewisse Grundtechnik vermitteln.
Anforderungen und Vorstellungen bezüglich
des Bauhundes haben sich zudem in den
letzten Jahrzehnten gründlich
gewandelt. Darüber wurde ja eingangs schon
gesprochen.
Nun ist es auch nicht unbedingt so, daß ein scharfer
Junghund ohne alle Bedenken in den erstbesten Bau fährt und sich dort
womöglich kräftig verprügeln läßt. Es wäre für seine weitere
Entwicklung auch nicht vorteilhaft. Daß aber umgekehrt Hunde, die
alles andere als genügend scharf sind, gelegentlich mit größtem Elan
einfahren, zeigt uns, daß bei Verhalten und Einsatz der Hunde eben doch auch
eine gewisse „Intelligenz" mit eine Rolle spielt. Diese
Feststellung scheint mir wichtig, denn mancher „vorsichtige"
Junghund wird gleich zu Beginn seiner Laufbahn als unbrauchbar abgestempelt.
Gleichwie von anderen, weit weniger prädestinierten Vertretern, auf
Grund erster Unerfahrenheit
Leistungen erwartet werden, zu denen sie
nicht oder höchstens mit verständnisvoller Förderung fähig sind.
Erste Erfahrungen für die spätere Baujagd können wir
schon dem Welpen vermitteln. Wer einen Zwinger oder Garten hat - man kann's auch im Revier machen
- der vermag mit geringsten Mitteln
einen kleinen Kunstbau anzulegen, welcher vorzügliche Dienste
leistet. Man hebt in einer Länge von wenigstens
zwei Metern einen kleinen Gang aus. Ein leichter
Knick in der Mitte sorgt für allmähliche Verdunkelung im hinteren Teil. Seitlich schlägt man in Meterabständen
Fichtenrundlinge ein und an diese
werden zugerichtete Bretter genagelt. Abgedeckt wird der so entstandene Kanal
ebenfalls mit möglichst dicht schließenden Brettern von je
Wir zeigen ihm schlicht einen erlegten Fuchs. Am besten
zunächst noch hochgehängt. Da ist die Gefahr scheinbar nicht ganz so
groß und es läßt sich herrlich und anhaltend hinaufbellen. Hat man das
zur Genüge auf Distanz getan, traut man sich hernach auch an den Balg.
Auch kleine Schleppen mit dem Raubwild fördern das „Bewußtsein"
des Hundes. Er muß suchen und er will finden. Wer
Jagdgelegenheit hat, und nur der sollte sich einen Jagdhund halten (!),
findet auch im Sommer
mannigfache Gelegenheit, dem Hund
Kontakte dieser Art zu vermitteln. Da gibt es den Jungfuchs, der mit dem Kleinkaliber oder der kleinen
Magnum auf freier (übersichtlicher) Wiese beschossen,
fast immer noch ein kurzes Stück flüchtet
und den wir mit dem Jagdhund nachsuchen
können; oder den Fuchs, den wir in einen Durchlaß
stecken und per Schnur vor dem Hund wegbewegen
können. Auch in einen unbefahrenen
Naturbau läßt sich mittels einer Stange ein an eine Schnur gebundenes Stück Raubwild oder Raubzeug hineinschieben; die Schnur hilft uns, das
Stück auch wieder zu bergen. Da wird es für den Junghund schon leicht ernst.
Der Jäger, der schon gewisse Erfahrungen mit Erdhunden gesammelt hat, weiß hier zu improvisieren.
Was wir nicht und nie machen dürfen, ist, den Hund
in einen unbefahrenen Bau hineinanimieren! Der Draufgänger wird, so er noch
ohne Erfahrung, auch ohne unsere Aufforderung einfahren und sich
überzeugen, daß der Bau leer ist und er wird
Draußen im Revier
Mit der Prüfung am Schliefenbau ist die Ausbildung
des Bauhundes keineswegs abgeschlossen. Nun, im ersten, zweiten
Jagdwinter heißt es, den Junghund zu lenken. Vor allem nicht zu verführen!
Wohl die überwiegende Mehrheit der Baujäger bevorzugt heute den
Fuchssprenger. Das Dachsgraben ist ja zu Recht kaum mehr gebräuchlich.
Daher sei es mir gestattet, in erster Linie
auf den hierzu erforderlichen Abrichtungsweg
einzuschwenken. Eine der Grundvoraussetzungen für den flotten Fuchssprenger, der seinen Führer
und dessen Gäste nicht stundenlang vorm Bau
stehen läßt, weil er sich mit dem Dachs angelegt
hat, ist die „Dachsreinheit". Hierzu ist es wichtig,
den Hund schon in früher Jugend - in
der erweiterten Prägungsphase - mit dem Fuchs, nie aber
mit dem Dachs vertraut gemacht zu haben. Er kennt den Fuchs, und steckt zufällig doch auch
Genauso ist es zweckdienlich, den Hund -
ohne Aufforderung - in sicher unbefahrene Baue schliefen zu lassen. Er wird das nicht oft tun. Bei diesen Übungen,
bei denen wir uns möglichst passiv verhalten, lernt der Hund zu
erkennen, welche Baue unbefahren sind, und er
schlieft am befahrenen Bau ohne unsere
Aufforderung. Unbefahrene Baue wird er
nach den ersten Erfolgserlebnissen nicht mehr annehmen.
Das ist wichtig: So wie beim Schweißhund die erste
Hatz unbedingt mit einem Erfolg enden muß, so
soll das auch bei der Erstlingsarbeit des Fuchssprengers
sein. Wer an der Röhre hinter seinem Hund
„herbellen" muß, damit dieser einfährt, hat dem Fuchs die Situation
verraten und erschwert das Sprengen
ungemein! Gehen wir wirklich lautlos vor, hat der Fuchs nichts von
unserem Aufmarsch bemerkt, steht - das ist wichtig -
auch der Wind günstig, dann wird der Fuchs
in aller Regel in den ersten zehn
Minuten springen. Gerade dem Junghund
ist der Fuchs durch seine Ortskenntnis und
Sicherheit überlegen. Er hat daher Zeit, sich nach kurzem Verwirrspiel
in der dunklen Tiefe, ohne große Hast
abzusetzen. Nicht selten steht so ein
Fuchs noch für die Dauer eines Augenblickes vor der Röhre und äugt zurück. Auch das ist wichtig, wir müssen
den Roten unbedingt zur Strecke bringen. Wofür sonst hätte der Hund
gearbeitet!? Und er lernt, wie bei den
Arbeiten über der Erde, daß sich bei
jedem Schuß die Nachschau lohnt. Damit
können wir ihn auch abfangen und anleinen. Ich habe mich im ersten Jagdjahr meiner Bauhunde
immer mit einem Fuchs je Bau oder zwanzig Minuten Arbeitszeit begnügt.
Das schließt nicht aus, bei solchen Gelegenheiten dennoch zwei Füchse
zu schießen, denn nicht selten springt ja zunächst ein an der Schlacht
vollkommen Unbeteiligter, während sein Kamerad mit dem Hund rauft.
Ist der Hund direkt am Fuchs, wird er sich auch
durch einen Schuß nicht abbringen lassen. So mögen gelegentlich doch zwei Füchse auf dem Bau
liegen. Wir wollen ja nur verhindern, daß sich der
Hund mangels weiterem Fuchs mit dem Dachs anlegt; und nie ist die Gefahr
hierzu größer, als nach einer gewonnenen Teilschlacht!
Natürlich kann man, auch bei aller Vorsicht, nie ganz
verhindern, daß der Hund dennoch gelegentlich an den Dachs gerät. Ist
er scharf und verkraftet die ersten Schmisse, wird er an ihm bleiben, solange
er um unsere Anwesenheit weiß. Deshalb ziehe ich mich, sobald mir über
die Verhältnisse unter der Erde Gewißheit vorliegt, kommentarlos zurück.
Es ist beim Junghund auch ziemlich sinnlos, ihn abpfeifen zu wollen.
Die Stimme des Herrn, so sie im Kampfeslärm überhaupt vernommen wird,
animiert nur zu heftigeren Angriffen. So hart es klingt: Ich packe
meine Siebensachen und ziehe mich zurück. Frühestens nach hundert Metern
lege ich dann den Rucksack, die Leine und vielleicht den Mantel ab. Natürlich
gehe ich nicht nach Hause, sondern bleibe in der Nähe. Es gibt
ja Fälle, wo man nach einiger Zeit wirklich gezwungen
wird, einzugreifen. Meist aber wird der nach unserer Methode gearbeitete Hund
nach einiger Zeit an die Oberfläche kommen, um frische Luft zu schnappen.
Dabei vergewissert er sich auch unserer Anwesenheit. Der
scharfe Junghund verschwindet, wenn er uns sieht, in neun von zehn Fällen,
trotz Rückruf blitzartig wieder unter der Erde.
Er folgt aber zumindest beim dritten Auftauchen unserer Spur, wenn er
uns nicht mehr sieht. Natürlich gibt es Ausnahmen. Die Regel bleibt. Später,
wenn der Hund seine Erfahrungen gesammelt
hat, wird es bei konsequenter Führung auch einmal
gelingen, ihn vom Dachs abzurufen oder abzupfeifen.
Von einem solchen Teckel, der sich von
jedem Dachs abpfeifen ließ, berichtete mir der als Kynologe so erfahrene wie
bekannte Dr. Tabel.
Er hatte diesen Teckel - wie er
mir schrieb - eben genau
nach diesen hier aufgezeigten Grundsätzen abgeführt.
Auf dem Rucksack lassen wir den Hund einige Zeit liegen. Er soll
„nachdenken". Bleibt man konsequent, läßt die Lust, mit dem
Dachs zu raufen, mehr und mehr nach. Es
ist ja wie beim lästigen Rehjagern. Hunde, die konsequent geführt werden
und reichlich Erfolg auf der Krankfährte finden,
sehen die Sinnlosigkeit, gesunde Rehe zu jagen, bald ein!
Schmisse sind bei der Baujagd ziemlich unvermeidlich.
So wird auch der Fuchssprenger gelegentlich vom Dachs Blessuren erhalten. Hat
der Hund angewölften
Jagdverstand, wird er seine Lehren daraus
ziehen. Die Löwen hätten ja auch nie überlebt, würden sie aus „Vergeltung" die stärksten
Büffel an Stelle der Kälber angreifen! Zwar
machen Schmerzen bekanntlich blind und unempfindlich,
und der vom Dachs geschlagene Hund gerät,
wenn er besonders hart ist, erst richtig in Rage, aber er läßt es bald, wenn ihm keine Hilfe zuteil
wird. Hunde, denen die natürlichen Instinkte zugunsten übersteigerter
Schärfe verloren gingen, überleben als
Bauhunde meist nicht zu lange!
Noch eines muß gesagt werden: Es ist bei der Baujagd
wie überhaupt; der Junghund gehört nicht auf einer Gesellschaftsjagd
geführt! Daher jage ich mit meinen Hunden im ersten Winter alleine. Das gewährt
die Ruhe über der Erde und sichert das Vertrauen des Hundes. Wer sich
Gäste mitnimmt, steht unter Erfolgszwang! Der Leser wird gut daran tun,
es ebenso zu halten.
Die Baue
Die natürlichen Baue kann man grob in drei Gruppen
einteilen: Felsbaue, Sandbaue und Lehmbaue.
Besonders erstere sind gemeinhin bei den Erdhundbesitzern gefürchtet - weniger
bei den erfahrenen Baujägern! Nun muß man bei einer solchen
Aussage recht vorsichtig sein, denn wirklich gefährlich
wird der Bau ja erst, wenn der Hund drinnen
steckt, und wirklich bedenklich dann, wenn Hund und Bau nicht
zusammenpassen.
Mir waren beim Fuchssprengen Felsbaue immer lieber
als Sandbaue. Vorausgesetzt der Hund hat brauchbare Läufe und rutscht
nicht schon über der Erde auf dem Bauch. Bei den Terriern braucht man
sich hierüber keine Gedanken zu machen, aber
in den verzüchteten Teckelstämmen (ich vermeide
bewußt das Wort Dackel) findet man solch bedauernswerte Zuchtprodukte gelegentlich.
Während es im Lehm- und Sandbau selten höhere
Stufen und Absätze gibt, die,
besonders in der Dunkelheit des Baues, für den Hund ein Problem werden
können, finden sich solche in Felsbauen immer
wieder. Und hier ist ein Hund mit langen Läufen - so wie sie der Fuchs
hat - überlegen. Beim
Schliefen stören die langen Läufe nicht. Der Hund hat sie ja unter sich
zusammengeklappt. Aber in der Dunkelheit zum
Sondieren, dort, wo sich ein Absatz befindet, zum sicheren Absprung oder
zum Aufstieg, da sind sie unerläßlich. Wir haben ja nicht ohne Grund in den Kunstbauen der Schliefenplätze
die Kamine eingebaut, in die der Hund
hineinspringen und auf der anderen Seite wieder
hochkommen muß. Dabei zeigen sich die Leistungsunterschiede
und auch das Selbstvertrauen zwischen den einzelnen „Lauftypen".
Im Naturbau gestalten sich derartige
Hindernisse meist schwieriger. Einmal
ist es dort wirklich absolut finster, zum anderen fehlt dem Hund, im Gegensatz
zum Kunstbau, die vorbestimmte Richtung, in der
es weitergeht. Da muß er sich gelegentlich schon
erst einmal auf die Hinterläufe stellen und sehen, wo es weitergeht, ehe ihm überhaupt
ein Aufsprung in der Finsternis möglich ist.
Für Fuchs und Dachs sind auch höhere Absätze überhaupt
kein Problem. Der Fuchs überwindet in der Gefangenschaft gelegentlich bis zu
zwei Meter hohe Mauern und Holzwände, von Drahtzäunen nicht
zu reden. Und wer den Fuchs im Zwinger erlebt
hat, der wird ob dessen Gewandtheit nicht selten an einen Affen erinnert! Vom Dachs wissen wir,
daß er sich auch im steilsten Loch hochstemmt,
wie ein Bergsteiger im engen Felskamin. Beim
Hund, besonders beim Teckel, werden die physischen Unterschiede bereits beim
Treppensteigen sichtbar. Manche Teckel weigern sich ängstlich
eine Treppe anzunehmen, weil sie wissen, daß sie dabei Schwierigkeiten
bekommen. Ein Terrier hingegen vermag ohne
Zaudern auf einen Tisch und wieder herunter zu springen. Es ist ja nicht nur die
Lauflänge; es ist die Harmonie des gesamten
Körperbaues, die wir der alten „Niederbracke",
aus welchen Gründen auch immer, nach und
nach abgezüchtet haben.
Nun, ich will hier nicht einseitig für die Terrierrassen
plädieren. Auch sie haben mitunter Nachteile - gerade im
Felsenbau: ihr Brustumfang! Während es
dem Terrier in anderen Bauen leicht fällt, mit seinen
kräftigen Pfoten eine Engstelle zu erweitern, ist dies im Felsenbau - im
inneren Bereich - selten möglich. Das
Maß gibt dort der Bau an - nicht der Hund!
Also einigen wir uns hinsichtlich der körperlichen
Eignung friedlich auf den Terrier mit guter Figur
und den nicht zu kurzhaxigen Dackel! Was mir
die Felsenbaue trotz der aufgezeigten Schwierigkeiten sympathisch macht, ist
der Umstand, daß sie selten zu so großen und vielstöckigen Labyrinthen
ausgebautwerden, wie die Erdbaue. Auch die
Die heimtückischsten Burgen finden sich im Sand. Ist
es ein kleiner Bau ohne Sackröhren, in dem nur der Fuchs sitzt, dann
funktioniert unser Überfall in der Regel ohne Probleme. Ist es ein größerer, verzweigter
Bau, ist der Hund nicht scharf genug, den Fuchs aus der Sackröhre zu beißen und zum Überrollen
zu bewegen, oder hat sich gerade der Dachs
mit Sippschaft eingenistet, dann kanns schon
kritisch werden. Und ganz mies wirds, wenn wir graben müssen. Zwar läßt
sich nichts leichter graben und beseitigen
als Sand, aber kein Material rutscht auch so leicht nach oder bricht ein wie Sand.
Handelt es sich um einen flachen Bau, den nicht viel mehr als etwas Humus
und Bewuchs abdeckt, in Schottland fand ich
solch flache Sandbaue, dann sind sie für einen Einschlag freilich ideal.
Aber das sind sie selten. Meist graben Dachs und
Fuchs im Sand besonders gerne und umfangreich.
Und natürlich merkt jeder von beiden, daß seine
Arbeit in den tieferen Schichten mehr Bestand
hat. Während aber die Gänge mit zunehmender
Tiefe stabiler werden, ist es bei einem notwendigen Einschlag umgekehrt! Insofern kann die scheinbar
mühelose Grabarbeit sich im Sand ins Gegenteil
verkehren: Man muß, wenn es über einen
Meter tief geht, sehr weiträumig einschlagen, um der ständigen Einsturzgefahr
zu entgehen und Schächte mit mehr als
zwei Meter Tiefe ohne Stützschalung
sind genau genommen grober Leichtsinn. Zwei Meter hat man aber, wenn der Bau
am Hang liegt, schnell zusammen. Einen Einschlag im Sand sollte man,
von wirklich kleinen und flachen Aktionen
abgesehen, nie alleine durchführen!
Wie schnell das schiefgehen kann, erlebte ich an einem
sonnigen Hubertustag in unserem schönen Allgäu. Er wäre ums Haar mein letzter
geworden! Ich hatte zu frostiger Frühstunde vom Hochsitz aus mit
der kleinen Kugel einen Fuchs beschossen, dessen zwar sicher nicht weißledriger,
ansonsten aber recht voll erscheinender Balg mir gerechtes Opfer
für diesen Tag sein sollte. Das alles war etwas vertrackt, weil der Fuchs,
schon vor dem Schuß, auf der überreiften
Wiese vom Jungvieh bedrängt wurde. Das machte meinen Schuß nicht eben leicht und in gewissem Maße, der Boden war gefroren, auch riskant.
Kurz und gut: ich erwischte den Fuchs
etwas tief und das Vieh ließ ihm zu rascher Deckungsnahme keine Gelegenheit mehr. Er
entschwand, mehrfach aufgemüdet, im Wald. Freilich
wähnte ich ihn nach dem Frühansitz längst verendet.
Nahm meinen Dackel an den Riemen und
schlug mich durch das aufdringliche Jungvieh. Da wurde, beim Übersteigen
des Stacheldrahthages, Reineke im Wald vor
uns nochmals hoch und entschwand,
glorreich gefehlt, in der Tiefe des Waldes. Der Dackel führte mich dann auch
auf nächstem Weg an einen vielbefahrenen, in kleiner Dickung liegenden Bau auf einem Geschiebehügel unserer
Moränenlandschaft. Zu ziehen vermochte er
den Fuchs nicht, da die betreffende Röhre
recht steil in den Berg führte. Unsere
Waldarbeiter waren nicht greifbar. So blieb mir nichts anderes übrig, als das notwendige Schanzzeug
zu holen und selbst mit dem Einschlag
zu beginnen. Um die Mittagsstunde hatte sich
schon ein beachtlicher Auswurf hinter mir angesammelt
und ich war mit zunehmender Tiefe gut
drei Meter nach vorne gedrungen. Der Sand hielt gut, und der Hund war
samt dem längst verendeten Fuchs mit der
Haselgerte bereits zu orten. Wegen der wachsenden Einsturzgefahr, und
weil
Aber es ist nicht nur die Einsturzgefahr, die mir die Sandbaue
verekelt hat: Einmal, es ist schon ein Vierteljahrhundert her, gruben
wir mit reichem Gefolge und großem Aufwand einen verzweigten Dachsbau
im Schwemmsand der Rheinauen, um einen oder
mehrere Dachse für den Schliefenplatz zu
fangen. Nun war es auch den abwechselnd eingesetzten
und gut aufeinander eingespielten Terriern
nicht leicht, den oder die Dachse in eine Endröhre zu drücken und dort zu „stehen". So war bereits der
erste Einschlag vergeblich. Der Dachs saß
nicht, wie angenommen, in einer Endröhre, sondern hatte sich - im lockeren
Sandbau eine Kleinigkeit - vor dem
Hund schnell verklüftet. Dieses Spiel wiederholte sich mehrmals. Die
Baue sind in jener Gegend für ein solches
Unternehmen besonders geeignet, da sie
wegen des hohen Grundwasserstandes
meist recht flachgründig angelegt werden.
Uns war aufgefallen, daß offenbar immer nur ein Dachs
in der Falle saß, während der oder die anderen im verzweigten Bau die Hunde in
Bewegung hielten. Doch so nach dem dritten,
vierten vergeblichen Einschlag drang
der Laut der Hunde nur noch von einer
Stelle an unser Ohr. Offenbar saß die
Sippe jetzt fest zusammen. Einer der Hunde
wurde abgenommen und unverzüglich neu eingeschlagen.
Bald hörten wir auch das Kratzen des
„Wotan" durch die dünne Sanddecke; also hatte man sich wieder
eingeschanzt! So war es auch. Und während unsere Helfer den letzten Sand
aus der Röhre warfen und wir mit Lampe und Dachszange
bereitstanden, rollte unter großem, tatenlosen Gegröle der umstehenden
„Kanalarbeiter" erst ein, und dann
auch noch der zweite Dachs aus dem
hinter unserem Rücken liegenden
Loch! Zwar hatten wir die zur Erholung abgelegten Hunde
schnellstens hinterhergeschickt, samt dem Pudelpointer des als Zuschauer
beteiligten Jagdpächters, aber der Spektakel verlor sich ohne großen
Aufenthalt im Dschungel der Eschen, Rüster und halbmannshohen
Schachtelhalmwildnis. Erst kehrten abgekämpft die beiden Terrier zurück, endlich
auch der Pudelpointer.
Und
die Moral aus der Geschichte: Es war, nachdem
wir die Kampfstätte vollends freigelegt hatten, nicht schwer zu erkennen: Beide
Dachse waren in eine Endröhre geraten und vom Terrier hart bedrängt.
Und während der eine eimerweise Sand vor
den Hund warf, brach der andere - gerade noch zur rechten Zeit - die
Wand gegen eine andere, nur knapp einen
halben Meter nebenliegende Röhre durch - man
hatte wieder Anschluß an die Freiheit.
Da bleiben noch die Lehmbaue. Besser gesagt die Baue
mit mehr oder weniger Lehm. Ihre zahlreichen Varianten gehen vom Bau im
lehmigen Sand bis zum Bau, der durch Schichten zähen Tons dringt,
und dazwischen gibt es alle Mischungen, liegen Sande und Gesteine und
dringen, wie beim Sandbau,
je nach Standort und Geschichte, Wurzeln
aller Stärken. Mir am liebsten sind in dieser Gruppe jene Baue, die in sandigen Lehmen angelegt
wurden. Sehr schlecht zu graben (für Jäger und
Wild!) sind Baue dort, wo zähe Tone auf dünnen
Sandschichten liegen. Tone, ja
schon die strengen Lehme, sind unendlich mühsam zu graben.
Oft muß man die Löcher mehr auskratzen als ausschaufeln,
und die dünnen Sandschichten wirken nicht selten wie ein Rollenlager,
auf dem die zähen Schichten freigelegt in die Tiefe fahren. Gleichwohl
sind diese Baue nicht annähernd so tückisch wie die Sandbaue. Und der
Dachs sucht sich, wo er kann, eben auch die
Sandschichten im Lehm, um seine Gänge
voranzutreiben. Gelegentlich bleibt
in diesen Höhlen das Wasser stehen, das
durch Sand oder Geröll eindringt und nicht abfließen
kann.
Natürlich gibt es auch Baue undefinierbarer Provenienz,
auf die hier wegen ihrer Verschiedenheit nicht weiter eingegangen werden soll. So graben sich
Dachs und Fuchs bei uns im Allgäu gerne unter
die, vor allem im Ostallgäu zahlreichen, gelegentlich haus großen Moränenfindlinge.
Dabei besteht dann gewissermaßen nur das Dach
aus Fels, der Boden aber aus
lehmhaltigen, gelegentlich auch aus
tonartigen Schichten. In der Heide sind
es die Granitfindlinge und der Heidesand.