Der Dachshund
von Dr. Fritz Engelman
Bauarbeit
Sie
ist die rassetypische Arbeit des Teckels; ihr gebührt deshalb die höchste
Beachtung nicht nur des Jägers, sondern auch des Züchters. Diese Tätigkeit
unter der Erde ist sehr verschieden, je nach der Eigenart der einzelnen Teckel,
nach der Art des Wildes (Dachs, Fuchs, Marder, Iltis, Kaninchen) und der Art des
Baues (Flachbau, Stockwerkbau, Bau in leichtem oder schwerem Boden, Felsbau).
Der wichtigste Unterschied bei den Bauen ist, ob sie grabbar sind oder nicht.
— Wir werden uns an der Hand einiger Beispiele über das Wesen der Bauarbeit
unterrichten.
Das
richtige Ansprechen eines Baues ist für den Geübten nicht schwer; aber
trotzdem herrscht darin in der Jägerwelt nur zu oft eine heillose Unkenntnis.
Viele Dutzend Male bin ich im Laufe der Jahrzehnte mit meinem Hunde zwecklos an
Baue gerufen worden. „Der Bau ist bestimmt von Jungfüchsen besetzt!"
Wenn man hinkommt, ist es unverkennbar ein Dachs Mutterbau in der Schonzeit des
Dachses. Kehrt, marsch! Oder aber es liegt uralte, ausgeblichene Fuchslosung da,
sonst sind Einfahrt und Umgebung blitzsauber. Na, man läßt den Hund eins
fahren, obwohl er gar keine rechte Lust zeigt. Der Bau ist fuchsrein. Oder aber,
der Rufer hatte recht, es handelte sich um einen Fuchsmutterbau, der — vor
drei Tagen wohl noch besetzt war; die immerhin noch nicht ganz alte Losung von
Jungfüchsen, allerlei Reste von Hasen, Karnickeln, Hühnern usw. beweisen es.
Aber
Familie Reineke ist ausgewandert.
Das
Nachsehen der Baue erfordert eine gewisse Erfahrung. Bei mir hat sich folgende
Art am besten bewährt. Ich nehme einen geübten, älteren Teckel, dessen ganze
Art, sich am Bau zu benehmen, ich genau kenne. Ich führe den Hund an der Leine.
Lässt er sich ablegen, dann weise ich ihm schon 50 m vor dem Bau einen Platz an
und gehe allein weiter. Lässt er sich nicht sicher ablegen, dann stecke ich ihn
in den Rucksack. Auf dem Bau selbst trete ich nicht herum, am allerwenigsten bei
Frostwetter, wo der Schall des Trittes viel leichter in die Tiefe geleitet wird.
Bin ich jedoch ohne Hund oder sonst unvorbereitet zur Bauarbeit, so beobachte
ich, wo Jungfüchse vermutet werden, nur aus der Ferne, da selbst vorsichtiges
Betreten des Baues genügen kann, dass er nach wenigen Stunden leer ist. — Bei
fast allen befahrenen Bauen wird etwas frische Erde ausgeworfen sein, manchmal
sehr wenig. Bei anhaltendem Regenwetter lässt sich der Bau am schwersten
ansprechen. Hat aber am Abend zuvor der Regen aufgehört, so wird am nächsten
Tage ein frische Spur leicht festzustellen sein. Bei stark befahrenen Bauen,
namentlich Dachsbauen, pflegt mindestens eine Einfahrt so glattgetreten zu sein
wie ein Tanzboden. Beim genaueren Hinsehen wird man aber doch die Spitzen
einiger Krallen entdecken können. Liegt Laub in oder an den Einfahrten, so wird
man an einigen frisch gewendeten Blättern, die feuchter und dunkler gefärbt
erscheinen, ebenfalls die Anwesenheit von Bewohnern erkennen.
Fällt
eine Neue, so sind etwaige Spuren natürlich leicht zu erkennen. Bei gefrorenem
Hartschnee wird man nicht die Spur sehen, wohl aber etwas Erdfarbe oder auch
Erdpuder auf der Glasdecke des Schnees (und dazu an den Grashalmen in den Röhren
einzelne Eistropfen, die durch die von den Bauinsassen ausgeströmte Wärme
aufgetaut sind.
Versagen
jedoch alle diese Pirschzeichen, so stecke man die eigene Nase in die Einfahrt;
sie wird fast immer genügen, um Reineke zu wittern, wenigstens wenn der Bau
nicht zu groß und mit zahlreichen Einfahrten versehen ist. Auch den Dachs wird
man durch die Nase noch wahrnehmen können, wenn auch schwerer. Dagegen pflegt
sich sonst der Dachs deutlicher zu verraten als der Fuchs. Meist karrt er große
Erdmassen aus, auch findet man Teile von eingefahrenem Moos und Laub im Herbst
und Vorwinter in den Einfahrten. Fast immer entdeckt man vereinzelte Dachshaare,
zuweilen auch trichterförmige kleine Löcher in der Umgebung des Baues, die der
Dachs gestochen hat.
Die
Frage, ob Fuchs oder Dachs steckt, wird dann schwierig, wenn beide stecken.
Da
versagt auch wohl oft die Nase. Ich kann zwar unbesehen riechen, ob jemand einen
Strauß Reseden oder Flieder in der Hand hat, aber wenn er Reseden und Flieder
gemischt hat, dann ist der Eid schon schwerer zu leisten. — Bei Mutterbauen
ist ja der Unterschied groß; bei Dachsen ist die Umgebung des Baues meist recht
sauber, bei Füchsen dagegen oft der reine Luderplatz. Gesetzt aber den Fall,
ich habe festgestellt, dass Dachs steckt, und zwar zu dessen Jagdzeit, und
gesetzt, dass ich Freund Grimbart dem Revier nicht erhalten will, etwa weil er
zahlreicher vorkommt, oder weil ich Fasanen, Birk- und Auerwild im Revier habe,
deren Gelegen er im Frühjahr verderblich würde, so stecke ich nunmehr einige dünne
Zweige in die Haupteinfahrten und entferne mich ebenso geräuschlos, wie ich
gekommen bin. Am nächsten Morgen, wenn ich wohlvorbereitet zum Graben komme,
werden mir die Zweige schon sagen können, ob in der Nacht Verkehr herrschte.
Arbeit
im Dachsbau
Habe
ich einen Dachs im Bau ausgemacht, so frage ich mich immer: Lohnt es sich zu
graben? Handelt es sich um bekannte Stockwerkbaue oder führt die Einfahrt auch
nur in eine Hügellehne, die womöglich noch mit Holz bestanden ist, so dass ich
auf starkes Wurzelwerk rechnen muss und dann, Grimbart, gönne ich dir deine
Ruhe, denn bei deinem Zweikindersystem vermehrst du dich ohne-
hin nur bescheiden; oder aber, muss ich dich doch haben, so versuche ich
es mit dem Früh= oder Abendansitz, obwohl ich weiß, dass du meist erst nach Büchsen-licht
erscheinst. Will ich dich lebend haben, dann tust du mir auch den Gefallen und
stolperst in die Kastenfalle, wie schon zu meiner Schülerzeit, dort auf dem
Eichsfelde, wo auch die Wiege meines Teckelstammes stand.
Ist
aber der Bau nicht allzu schwer zu graben, so kommen wir, bis an die Zähne
ausgerüstet: zwei Jäger, zwei Gehilfen mit Pickel, Grabscheit, Schaufel, Axt, Pistole,
Dachszange und einigen recht langen Haselruten. Die Laterne nicht zu vergessen!
Denn man weiß nie, ob sich das Graben nicht bis in die Dunkelheit erstreckt.
Deshalb beginne man am frühen Morgen. Zwei bis drei Teckel! Ist mit tiefen
Einschlägen zu rechnen, so empfiehlt sich noch Handwerkszeug mit kurzen
Stielen. Dazu, so man hat, noch Netze, Absteckgitter, Hacken, einen Hörtrichter
sowie eine Fackel; alles Dinge, die das Erbeuten des Raubwildes sehr erleichtern
können. Auch eine Taschenlaterne zum Hineinleuchten in die Röhren nach dem
Einschlage erweist sich oft nützlich. (Vor allem Sprengnetze — egal, ob Kugel
oder Zugnetze — sind in der Tat ein vorzügliches, absolut sicheres
Hilfsmittel, wenn man nicht alle Röhren beschießen kann oder diese ungünstig
liegen. Auch der sturste Terrier — der Teckel sowieso! — gewöhnt sich rasch
daran und wartet vorm Ein - oder Ausfahren, dass man das Netz anhebe, das über
der betreffenden Röhre liegt, Netze haben sich vielfach bewährt und sollten in
keiner Bodenjagdausrüstung fehlen.
Bei
Dachs empfiehlt es sich unter allen Umständen, zwei, besser drei Teckel zur
Hand zu haben, und zwar solche, die bereits im Kunstbau mit der Kampfesart des
Dachses einigermaßen vertraut wurden. Am Abend zuvor sind die Hunde kräftig
gefüttert worden, am besten unter Beigabe von Fleisch. Am frühen Morgen
erhalten sie nur spärliche Kost, am besten wieder etwas Fleisch und Milch. Dann
wird ihnen auf dem Wege zum Revier reichlich Gelegenheit geboten, sich zu lösen.
Etwa 50 m vor dem Bau stecken wir die Hunde am besten in den Rucksack.
Nur
der erfahrenste Teckel kommt vorerst an den Bau, dessen Einfahrten wir noch
einmal kurz nachgesehen haben. Die weniger geübten oder weniger scharfen Hunde
könnten doch eher einmal versagen und es dem Dachs leichter machen, sich zu
verklüften. An welcher Röhre man den Hund ansetzt, ist nicht immer leicht zu
sagen, auch nicht so wichtig. Jedenfalls ziehe man eine der befahrensten vor.
Der
Teckel wird nun, je nach Veranlagung, in den Bau stürmen oder ihn bedächtig
annehmen; mir ist das gleich. Ist der Bau sehr weitläufig, so kann nun eine
Weile vergehen, ehe man einen Laut vernimmt. Meist aber wird der nicht faselige
gute Sucher schnell gefunden haben, und man wird seinen Laut und nicht selten
auch das Prusten und Murren des Dachses hören. Nun ist es bei langen, tiefen
und verzweigten Röhren keineswegs immer leicht, oben die beste Stelle für den
Durchschlag zu bestimmen. Zuweilen hört es sich an, als ob ein Hund im nächsten
Dorfe belle, so dumpf, unbestimmt und fern hört sich der Klang an. Ich lege nun
das Ohr fest auf den Boden und horche lange und scharf; dann tue ich dasselbe
wenige Meter weiter nach vorn, hinten, rechts und links; dann zeichne ich oben
mit dem Spaten die Stelle an, die mir am ehesten Erfolg verspricht. Ich treffe
die Wahl so, dass ich möglichst auf den Hund, also nicht auf den Dachs grabe.
Da ich nie weiß, ob ich 1/2 oder 5 m tief graben muss, sorge ich für
Spielraum, umsteche zunächst ein Geviert von etwa 2 m Länge und 1/2 m Breite.
Ich lasse nun hier den Einschlag beginnen, benutze aber jede Pause beim Graben,
um mich zu überzeugen, ob nicht die Jagd inzwischen weitergegangen ist. Gar
nicht selten setzt sich der Dachs zunächst an einer günstigen Stelle der
Baumitte fest, etwa an einer Biegung, einem vorspringenden Stein, einer Wurzel
oder dergleichen. Ist der Hund nun bloß ausdauernd, aber nicht scharf, setzt er
dem Dachs nicht ganz gehörig zu, so weicht der Dachs erst dann, wenn das Graben
ihm bereits zu laut wird; dann „stellt er sich um", d. h. er weicht in
einen abgelegenen Teil des Baues, und das mühsame Graben war umsonst! Der Hund
mag noch so ausdauernd sein, weiß er nicht durch immer wieder ganz dichtes Aufrücken
und nötigenfalls auch durch kluges, schnelles, vorsichtiges, aber doch festes
Schlagen oder Zufassen den Dachs schwer zu bedrängen, so kann man sich auf
mehrere stundenlange Fehldurchschläge gefasst machen, die immer misslich sind
und einem die ganze Bauarbeit verleiden können. Ich entsinne mich noch aus der
Zeit, wo ich an der Ausstellerkrankheit litt und mit zwei hoch und vielprämiierten
Schönheitsteckeln, die auch im „Einstundenschliefen" für
„Ausdauer" erste und Ehrenpreise erhalten hatten, stolz nach Wörlitz
fuhr, um dem mir befreundeten Förster Kiltz einmal zu zeigen, was Teckelarbeit
ist. Nach 1 1/2 Stunden versagte der erste Teckel. Mit dem zweiten kamen wir
kunstgerecht dem Dachs recht nahe, aber vor dem letzten Spatenstich polterte der
Dachs in der weiten Erdnische am Hund vorbei und alle Mühe war umsonst. Im
Preisschliefen hätten beide Teckel dafür erste Preise erhalten, denn sie
hatten, ohne abzubrechen, über eine Stunde „Ausdauer" bewiesen. Da nahm
denn K. seinen Reservehund, einen mittleren Fox von Freund Löblich-Gera
und nach abermaligem Graben hatten wir Grimbart.
Ja,
der Fox war nicht bloß ausdauernd, sondern auch scharf, recht scharf, und
packte oft genug ganz gehörig zu. Mannstief war der Einschlag. Der Laut des
Hundes wurde immer deutlicher, so dass vorsichtig mit dem Pickel weiter
gearbeitet wurde. Meist wird das Erdreich nahe der Röhre weicher, bröckeliger
und stumpfer in der Farbe. Nunmehr ist große Vorsicht geboten, um den Hund
nicht zu verletzen. Plötzlich brach das Erdwerk durch, und das schwarze Näschen
des weißen Foxes erschien eine Sekunde im Durchschlag. Heftiger drang er auf
den Gegner, lauter prustete der Dachs. Der Hund wurde gepackt, herausgezogen und
ein Absteckgitter vor dem Dachs eingerammt. Die anderen nahen Einfahrten und die
andere Seite des Durchschlages wurden verstopft, denn es kommt öfter vor, dass
der Dachs beim Ausheben entwischt und sofort den Bau wieder annehmen will. Die
Haselnussrute wurde durch das Gitter geschoben, der Dachs wich nicht —Endrohr.
Der Dachs drehte sich und begann Erde zu werfen. Er wurde mit der Zange belästigt,
dass er sich wieder herdrehte. Ein Schuss besiegelte schnell und schmerzlos sein
Schicksal. — Der Hund zeigte verschiedene Schmisse, keiner war gefährlich.
— Noch einmal durchfuhr der Hund den ganzen Bau. Ein zweiter Dachs stak nicht.
Dies
sind die durchschnittlichen Erlebnisse bei einem verzweigten, tieferen Bau.
Nur
wenn der Bau sehr verzweigt ist und es auch dem scharfen Hunde einmal nicht
gelingen will, den Dachs festzumachen, kann man einen zweiten Hund einfahren
lassen. Voraussetzung ist, dass beide Hunde sich lange kennen und bestens
vertragen. Trotzdem erlebte ich es einmal, dass ein sonst verträglicher Teckel
im Bau seine Ehehälfte schwer verletzte. Ein anderer würgte sogar im Bau einen
halbwüchsigen „Lehrling" ab. Zu bösartigen Raufereien kommt es oft
dann, wenn ein Hund dem ändern den Weg in der engen Röhre versperrt und dieser
durchaus vorbei will, um zum Raubwild zu gelangen. Dabei wird oft der vordere
Hund auf das Raubwild gedrängt und schwer geschlagen (Kieferbrüche!), weil er
die Ausfälle des Gegners nicht parieren kann. Einen zweiten Hund beizuhetzen,
stellt immer ein riskantes Unterfangen dar. Besser nicht! Ich habe andererseits
Teckel gehabt, die sehr gut miteinander im Bau arbeiteten; meist waren das
Mutter und Sohn, seltener schon Mutter und Tochter.
Man
kann zuweilen am Laut erkennen, wie und wo der Hund vor dem Raubwild liegt. Dann
lasse man den zweiten Hund in eine entgegengesetzte Röhre einfahren.
Eine
Unsitte, die man immer wieder beobachten kann, ist es, den tobenden Dachs an der
Zange wehrlos zu halten und den Hunden preiszugeben. Es ist das eine sinnlose
Tierquälerei. Die Hunde lernen dadurch falsche Griffe und werden dummdreist, so
dass sie das nächste Mal am Dachs tapsiger arbeiten und um so eher geschlagen
werden.
Es
empfiehlt sich immer, den erbeuteten Dachs verendet oder lebend (im Sack) an
einem Baume abseits hochzuhängen, damit die Hunde es lernen, schnell wieder den
Bau zur gründlichen Nachsuche anzunehmen, da nicht selten noch ein zweiter
Dachs darin steckt, Dieser kann sich freilich inzwischen verklüftet haben. Im
allgemeinen aber tut das der zweite Dachs doch nur dann, wenn er nicht bloß
Gefahr vermutet, sondern wenn der Hund ihn tatsächlich belästigt.
Der
Fuchs verklüftet sich weit seltener und dann auch viel langsamer als der
Meistergräber Dachs. Das Verklüften ist mit der fatalste und für den Hund
unter Umständen gefährlichste Zwischenfall bei der Baujagd. Denn gar mancher
Erdhund hat dadurch sein Leben auf hässliche Weise eingebüßt. Dabei ist es
nicht einmal richtig, wie meist angenommen wird, dass der Dachs den Hund verklüftet,
von Ausnahmen abgesehen. Nur dann kann der Dachs des Teckels Totengräber
werden, wenn dieser durch Drehen der Jagd (etwa in einem Kessel) in ein Sackrohr
hinter den Dachs kommt; meist aber hat dann der Dachs keine Ursache, sich zu
verklüften, weil er vor sich freie Bahn hat.
Der Teckel gräbt sich meist selbst sein Grab.
Der Vorgang ist gewöhnlich folgender: Der Dachs zieht
sich vor dem lästigen Hunde in einen Endkessel oder in ein Endrohr zurück. Der
Hund rückt auf und ist unaufhörlich laut, bis dem Dachs die Sache zu dumm
wird. Er dreht sich und beginnt Erdreich gegen den Hund zu werfen. Das ist der
entscheidende Augenblick. Nun versagt der bloße Vorlieger und wenn er die
Ausdauer selbst wäre. Jetzt kann nur noch Schärfe, kurze Entschlossenheit und
schnelle Tatkraft helfen. Ein zaghaftes Zupfen am Purzel des Dachses kann nur
auf einen Augenblick nützen. Der Dachs dreht sich prustend um und schlägt mit
dem Fang nach dem Hunde. Dann wendet er sich wieder und wirft mit fabelhafter
Lebhaftigkeit erneut Erde zwischen sich und den Hund. Jetzt muss der Hund scharf
zufassen und immer wieder das „Hinterkastell" des Dachses kräftig in
Arbeit nehmen. Sonst ist in unglaublich kurzer Zeit bei nicht felsigem Boden
eine gehörige Erdschicht zwischen den beiden Gegnern.
Nun
beginnt bei, wenn auch nicht scharfen, aber doch eifrigen Hunden der zweite Teil
des Dramas. Der schlappe Hund lauert noch eine Weile und bricht dann ab. Der
eifrige gräbt aber seinerseits auf den Dachs und schafft die durch diesen
gelockerte Erde hinter sich; so lange, bis er die Röhre hinter sich zugebaut
hat und ihm die Luft knapp wird. Ist der Hund nun stark und die Röhre eng, so
ist sein Schicksal meist besiegelt. — Ist er noch nicht zu matt und kann er
sich drehen, so mag es ihm öfter noch gelingen, sich zu befreien. Andernfalls
wird ihm der Jäger meist nicht zu Hilfe kommen können, weil man seinen Laut
nicht mehr vernimmt und Fehleinschläge macht. Der Dachs, der weitaus bessere
und stärkere Graber, kann sich wohl anderweitig einen Ausweg schaffen. Auch ist
er als echter Höhlenbewohner ähnlich wie ein Maulwurf von der Natur so
ausgestattet, dass er mit einem Minimum von Luft noch lange auskommt. Es ist
auch behauptet worden — und die Möglichkeit muss zugegeben werden —, dass
der Dachs, vielleicht erst nach vielen Stunden, in seiner Kluft Kehrt macht, die
Röhre wieder aufwühlt, auf den matten Hund trifft, diesen an die Wand drückt,
wohl auch schwer schlägt, jedenfalls sich an dem Hunde vorbeiarbeitet und die Röhre
wieder freilegt, um nach außen zu gelangen. So mag es sich auch erklären. dass
in manchen Fällen der Hund sich allmählich wieder erholt und nach vielen
Stunden oder nach Tagen wieder zu Hause landet.
Dann
rühmt der Besitzer womöglich die fabelhafte, tagelange Ausdauer seines Hundes,
und in Wirklichkeit war nur die mangelhafte Schärfe an dem langen Ausbleiben
schuld. Dass ein Hund im Naturbau einen halben Tag lang arbeitet, ist sicher
schon vorgekommen. Wer aber weiß, wie sehr ein Hund, und das ist schon ein
guter Ausnahmehund, nach inständiger, tüchtiger Arbeit im Siegerschliefen an
Frische verloren hat, der wird berechtigte Zweifel an „tagelangem,
ununterbrochenem Vorliegen" haben. Bleibt ein Hund den ganzen Tag und auch
noch über Nacht im Bau, so wird man daran denken müssen, dass dieser
Aufenthalt nicht immer ein ganz freiwilliger war. In einem besonderen Abschnitt
„Erdhundeschicksale" werde ich hierauf und auf weitere Gefahren der
Arbeit unter der Erde mit beweisenden Beispielen zurückkommen.
Ich
möchte hierbei auf einen weiteren Irrtum eingehen. Viele Jäger fürchten für
ihren Hund die Branten des Dachses. Diese sind stumpf und für den Hund verhältnismäßig
harmlos. Das habe ich an mir selbst gespürt und oft genug bei Schliefen
beobachten können. Hält man im Einschlage den Dachs mit der Zange, so kann man
sehen, wie er den Hund mit den Branten von sich abstreift oder abstreifen will,
ohne dass dieser später irgendwelche Verletzungen aufweist.
Der
Dachs wird nur gefährlich durch sein Gebiss, das durch die Wucht der Körpermasse
unterstützt wird. Der Dachs schlägt im Gegensatz zum Fuchs mit Vorliebe von
unten und von der Seite, indem er den vorher geduckten und eingezogenen Kopf
schnell vorwärts schleudert. Den Kopf und die Kehle sucht der Dachs gern zu schützen,
indem er sich wie eine Kugel zusammenrollt; ebenso wie beim Igel ist auch beim
Dachs der Kopf die gefährdetste Stelle, weshalb er es auch meisterhaft
einrichtet, diesen und namentlich die Kehle im geeigneten Augenblick zwischen
die Branten zu stecken, so dass ein Hund den Dachs nur äußerst selten mit
Kehlgriff fassen kann. Geschieht das aber doch einmal, so drückt der Dachs mit
aller Wucht sein starkes Körpergewicht auf den Gegner, bis dieser, an die Röhrenwand
gequetscht, loslässt. Dagegen habe ich es erlebt, dass erfahrene Schliefendächse
dem Gegner gemütvoll das Hinterkastell zukehrten und sich gern schmerzlos an
der dicken Schwarte in der Röhre ziehen ließen.
Wir
sehen, dass beim Verklüften zwei Fälle eintreten können: Einmal verklüftet
sich nur der Dachs und der Hund bricht über kurz oder lang ab. Oder aber der
Hund gräbt so lange hinter dem Dachs her, bis er sich selbst verklüftet hat
und nur zu oft verloren ist.
Zu
diesen Möglichkeiten kommt noch eine dritte, gleich gefährliche, die ich
selbst zweimal erlebt habe: Der Hund folgt dem Dachs bis zu einer engeren
Stelle, durch die wohl der wunderbar geschmeidige und trotz starker Schwarte und
Fettschicht schlankbrüstige Dachs hindurchkommt, nicht aber der zu große,
grobbrüstige Teckel, der ein viel starreres, unnachgiebigeres Knochengerüst
hat.
Diese
enge Stelle, die durch starke Wurzeln, Steinplatte oder kompaktere Geröllmassen
bedingt sein kann, bearbeitet der eifrige Hund nach Kräften. Den Stein usw.
bringt er nicht beiseite, aber das Geröll usw. vor diesem; so schafft er dieses
mühselig hinter sich, bis er sich den Rückweg verlegt hat. Nun droht ihm zwar
nicht der Erstickungstod, denn die enge Röhre vor ihm ist offen, aber der
langsamere Hunger und Erschöpfungstod ist ihm gewiss, wenn man ihm durch das
Gestein nicht zu Hilfe kommen kann. In dem Abschnitt „Erdhundschicksale"
werde ich einen solchen selbst erlebten Fall noch näher beschreiben. Hier war
also die Sünde des Züchters (in dem noch zu beschreibenden Falle meine eigene
Sünde) an dem Drama schuld: Einen Erdhund zu züchten, der nicht einmal dem Dachs
überallhin nachschliefen kann, ist ein Unfug. Nach zahlreichen Messungen an
vielen Dachsen (zuerst veröffentlichte Hegemeister Mau-Colow die Zahlen) ist
festgestellt worden, dass der Brustumfang des Dachses 40 cm selten erreicht.
Obendrein
ist der Brustkorb wunderbar elastisch, nachgiebig gebaut, im Gegensatz zum
starren System des Hundes, der meist über 40 cm Brustumfang haben müsste, wenn
er vor richtenden Nichtjägern bestehen sollte.
Dann
gibt es eine vierte Möglichkeit des Steckenbleibens im Bau, vor der auch ein
schlanker Brustbau des Teckels nicht schützt. Das sind Jungfuchs oder
Kamickelröhren, die man nicht selten in alten Dachs und Fuchsbauten findet.
Verläuft in solchen Röhren der enge Teil im Sinne dieser Figur ( ein Kreuz),
so dass er nur kurz ist, dann kann es vorkommen, dass der leidenschaftliche Hund
die Brust in die enge Stelle derartig einzwängt, dass er weder vor noch rückwärts
kann. Dieser Fall, der erfreulicherweise selten ist, tritt besonders dann ein,
wenn die enge Stelle durch einen Stein, eine starke Wurzel oder durch harten
Boden bedingt ist. Namentlich bei starkem Frostwetter besteht die Gefahr. Der
Foxterrier mit seiner langen, überlegenen Hinterhand verunglückt dabei nicht
so leicht, er wird sich besser durchstemmen können. —
Ein diesbezügliches Erlebnis wird ebenfalls in dem Abschnitt
„Erdhundschicksale" geschildert werden. — Hier mochte ich nur kurz ein
„Dachsgraben" beschreiben, das sich auf der „Hohen Reuth" bei Gera
zutrug. Zwei stärkere Teckel hatten eine Zeitlang laut gearbeitet, brachen dann
aber ab. Ich ließ deshalb die braune Kaninchenteckelhündin „Schieding"
einfahren. Nach wenigen Minuten gab sie heftigen Vorliegelaut. Nach 3/4 Stunden
hatten wir in dem nicht schweren Boden durchgeschlagen; ihr Laut hatte zuletzt
nachgelassen. Wir kamen schließlich auf die stumme Hündin, deren Rute ganz
eifrig pendelte. Nur mit Mühe konnten wir die in einer sehr engen Röhre
festgeklemmte Hündin herausarbeiten. Da zeigten sich an ihrem Fang massenhaft
Karnickelhaare. Wir griffen in der Röhre weiter und zogen ein Karnickel
hervor, das an den Keulen stark zugerichtet war. Die Hündin hatte sich so in
der Enge verarbeitet, dass sie ohne unsere Hilfe wohl auch verloren gewesen wäre.
Karnickel in Dachs und Fuchsbauten sind ärgerliche Zugaben, die — wie hier
— schwere, unnütze Arbeit verursachen können, weshalb man auch immer gut
daran tut, das bei solcher Gelegenheit etwa springende Kaninchen nicht zu
schießen! Der Hund bringt dann nämlich das erlegte Karnickel zwangsläufig in
ursächlichen Zusammenhang mit seiner Arbeit und stellt sich in der Folge
besonders gern auf Kaninchen ein. Statt eines Karnickels handelt es sich
zuweilen um Marder oder Itis. Die fünfte Möglichkeit des Steckenbleibens im
Bau wird dadurch bedingt, dass in einer Endröhre oder einem Endkessel hinter
dem Hunde — nach der Einfahrt zu — eine Steinplatte, Gestein oder Erdwerk
rutscht und so den Rückweg verlegt.
Solche
Fälle ereignen sich öfter in alten Bergbaustollen.
Die
sechste Möglichkeit wird durch das Vorhandensein von hohen Stufen im Bau
bedingt, die wohl der Kletterkünstler Dachs als auch die Springmeister Fuchs
und Fox auf dem Rückwege nehmen können, nicht aber viele ungeschickt gebaute
Teckel. Es gibt ja in dieser Hinsicht genug sagenhafte Baue; vielleicht mehr in
der Einbildung als in Wirklichkeit. — Wenigstens sind die ungefährlichen
Felsbaue weit in der Überzahl; sie bieten auch den großen Vorteil, dass sich
in ihnen weder der Dachs noch der Fuchs noch der Hund verklüften können. Es
mag Zufall sein, aber ich habe in eigentlichen Felsbauen noch nie einen Hund
verloren. Ich habe auch mehr von anderen Unfällen gehört als vom
Steckenbleiben im Felsbau. Diese sind übrigens meist kürzer und weit weniger
verzweigt als Erdbaue.
Manchem
Felsbau, von dem schaurige Sagen gingen, habe ich seinen Nimbus geraubt, indem
ich einfach vor den entsetzten Augen der Einheimischen einen flotten Teckel
einließ, der den Fuchs sprengte und selbst heil wieder erschien. Übrigens ist
es durchaus nicht gesagt, dass ein Bau, dessen Röhren in oder unter Felsen führen,
nun immer nicht grabbar ist. Oft genug führen die Röhren in Gebiete neben den
Felsen, wo gut gegraben werden kann; gerade diese Baue liegen manchmal überraschend
flach.
Auch
Siegwart beschreibt in seinem Buche „Mit dem Dachshund unter der Erde"
erfolgreiche Felsbaujagden. Trotzdem möchte ich dem Anfänger, der einen Felsbau
auf seine Möglichkeiten nicht gut ansprechen kann und der nicht über einen
flott gebauten, gewandten und erfahrenen Teckel verfügt, von der Felsbaujagd
abraten.
Andererseits haben auch grabbare Baue — ganz abgesehen von dem viel leichteren Verklüften — oft ihre Gefahren. Besonders manche Sandbaue liegen so tief und sind so locker, dass die nachrutschenden Sandwände eine Gefahr für den Menschen bilden. Auf ein für Herrn und Hund tragisch verlaufenes Graben werde ich im Abschnitt „Erdhundschicksale" zu sprechen kommen. Auch stürzen in solchen Bauen nicht selten die eben erst bloßgelegten Röhren immer wieder derartig ein, dass man sich trotz eingeschobener langer Ruten nicht mehr zurecht findet und das Graben aufgeben muss. Andere Erdbaue freilich liegen so flach, dass man nach den ersten Spatenstichen bereits am Ziele ist. Nicht selten gräbt auch der Dachs am Ende einer Sackröhre Steilgänge, einen Kamin nach oben, einen Schacht nach unten. Hier versagen der Foxterrier und auch ein sehr geschickt gebauter Teckel nicht, wohl aber viele schwerfällige Dachshunde, die eine heillose Scheu vor Steilgängen haben. Ausnahmsweise kommt es vor, dass der Dachs von den Hunden gesprengt wird. Meist handelt es sich dann um kurze oder doch wenig verzweigte Baue. Der beweglichere Sommerdachs der aber wohl nur unabsichtlich mal gejagt wird, etwa weil mit ihm der Fuchs steckt, springt leichter als der feiste Oktoberdachs.
Ich
habe es im Oktober nur einmal erlebt, und zwar mit meinem besten Hunde in einem
Tonröhrenkunstbau des Geraer Stadtwaldes. Erst ließ ich den kurzhaarigen „Teckele
vom Sonnenstein" einfahren, der sich zwei Jahre zuvor in Berlin einen l.
Preis im Jugendzuchtschliefen geholt hatte. Nach dreiviertelstündigem Kampfe
kam er aus dem Bau und wurde angeleint. Nun ließ ich „Raudel vom
Sonnenstein" einfahren, der eine viel stürmischere, aber keineswegs dumm
dreiste Kampfesart hatte. Man hörte deutlich ein zeitweiliges Handgemenge, die
Jagd ging rücksichtslos etwa eine halbe Stunde hin und her, da sprang der
viel geplagte Dachs.
Ein
Dachshund, der nur ein bis zwei Stunden, ohne abzubrechen, am Dachs arbeitet,
wird selten zum Ziele führen. Deshalb ist es meines Erachtens ein Unding, im
Kunstbau die Ausdauer prüfen zu wollen. Man verwirrt dadurch nur die Begriffe
über Dachshundarbeit und führt die kaufende Jägerwelt, die sich auf solche
Preise verlässt, geradezu irre.
Von einem Dachshunde verlange ich, dass er wenigstens fünf Stunden am Dachs arbeitet, sonst ziehe ich bei halbwegs tiefen und verzweigten Bauen es von vorne herein vor, Grimbart in Ruhe zu lassen. Seien wir ehrlich: Die Ausdauer können wir im Preisschliefen überhaupt nicht feststellen! Es wäre sehr lehrreich, wenn wenigstens einmal jährlich ein Zweistundenschliefen, vielleicht in zwei Bauen und unter doppeltem Richterkollegium, abgehalten werden würde. Wie viel Teckel da wohl auf dieser immer noch bescheidenen Ausdauerprüfung ausdauern würden?! Ein alter Naturbaujäger und Schliefplatztrotter, der verstorbene Hof Jäger Isermann, sagte mir einmal: „Im Schliefen jagt der Hund ein Stündchen nach Preisen, manchmal kriegt er sie nicht, meist aber doch. — Im Naturbau jagt derselbe Hund zwei Stündchen nach Dachsen, manchmal kriegt er sie, meist aber nicht."
An
den Dachsbau zogen wir am frühen Vormittag; je eher, desto besser, denn man
weiß nie, ob man vor Abend fertig wird. Den Fuchsbau sucht man besser nicht vor
der Mittagsstunde auf. Wenn der Fuchs überhaupt zu Baue geht, dann am
ehesten gegen Mittag. Den Vormittag bummelt er noch gern hie und da an Dickungen
entlang, — in allgemeiner Richtung nach dem Baue zu. Am Nachmittag verlässt
er ihn oft schon wieder frühzeitig. Die beste Zeit ist bekanntlich die
Rollzeit, die etwa um Silvester herum einsetzt, bei der einen Fähe früher, bei
der anderen auch Wochen später. Nach beendeter Rollzeit trifft man die Füchse
seltener im Bau. Aber während dieser oft eine Fähe mit zwei bis drei Freiern.
Die Fähe, die sich noch nicht oder nicht mehr decken lassen will, kann sich der
Freier nur im Bau leicht erwehren.
Es
ist ein alter Jägerirrglaube, dass im Bau die Begattung stattfinde; das wird
nur ganz ausnahmsweise der Fall sein können. Ich habe einmal eine läufige
Dachshündin in einen verzweigten Bau geschickt und einen Rüden hinterher; nach
wenigen Minuten waren beide wieder bei Tage; die Hündin stand draußen fest.
Von
Mitte März an kann man dann schon auf Jungfüchse rechnen. Manchmal wählen
zwei Fähen ein und denselben verzweigten Bau zum Wochenbett. Auch der Rüde kümmert
sich zuweilen um das heranwachsende Geheck und wird so manchmal mit im Bau überrascht.
Der beste Monat zum Graben der Jungfüchse ist der April. In den ersten
Lebenswochen sind die rauchgrauen Jungfüchschen blind. Mit der fünften Woche
beginnen sie, die gelbe Farbe anzunehmen. Soll man Jungfüchse graben? Sind
mehrere Gehecke im Revier, mag man eines ausheben. Wenn es die Revierverhältnisse
aber einigermaßen vertragen, lasse man ein Geheck gewähren, erfreue sich
gelegentlich am Spiel der kleinen, verschmitzten, übermütigen Gesellschaft und
gönne ihnen dann und wann einen Hasenbraten. Man glaube ja nicht, dass alles
Wild, dessen Überbleibsel man am Bau findet, auch vom Fuchs gerissen ist,
findet man doch auch Teile von Ferkeln, Ziegenlämmern usw., die er eben auch
gefunden und nicht gerissen hat. Vertilgt der Fuchs doch auch gar viel
Kroppzeug; Mäuse und immer wieder Mäuse, Hamster, Frösche, aus dem Horst
gefallene Krähen, allerlei krankes und verludertes Wild, lebermatte Karnickel,
zuweilen auch eine wildernde Mieze und was es sonst entbehrliches im Revier
gibt. Auch wenn in einem Revier der letzte Fuchs, der letzte Dachs und der
letzte Falke vernichtet ist, wird doch noch lange keine gute Niederjagd erzielt.
Also leben und leben lassen! Im Herbst, wenn sie den billigen Balg abgelegt
haben, werden die Füchse den angerichteten Schaden wieder gut machen.
Hast
du aber Jungteckel zu Hause, für die du Jungfüchschen brauchst, so grabe diese
nicht mit dem alten Hunde, der sie abbeuteln würde. Grabe lieber vor der
Hauptausfahrt eine etwa 1,50 m tiefe Fanggrube, überdecke sie mit Reisig, Laub
und Moos, bummele einige Stunden durchs Revier und sieh wieder nach, vielleicht
sitzen einige der kleinen Gesellschaft schon drin. Das geht manchmal schnell,
manchmal langsam und manchmal überhaupt nicht, weil der Warnruf der erfahrenen
Mutter sie zurückhielt im Bau oder weil die ganze Kavalkade nach der anderen
Seite abbaute, unbekannt, wohin. Meist aber wird man doch einige Jungreinekes in
der Grube erwischen. Wenn nicht alle, dann um so besser, denn es muss auch
Nachzucht bleiben.
Nächst
der Roll - und Jungfuchszeit wird man Reineke am ehesten bei Schlackwetter zu
Hause antreffen, wenn es rieselt und nieselt und das Wetter nicht weiß, ob es
regnen oder schneien soll; oder aber wenn bei grimmiger Kälte der Nordost auch
die Dickungen durchpeitscht. Also bei „Hundewetter" ziehe mit dem
wetterfesten Gebrauchsteckel zu Holze! Auch Ende Oktober, wenn Reineke den dünnen,
fadenscheinigen Sommerrock langsam mit dem Winterpelz vertauscht, verlässt er
oft Mutter Grün und übertagt gern mal wieder unter der Erde und da tut es oft
ein simpler Notbau, vielleicht auch eine nur 1 bis 2 m lange Röhre. Aus einer
solchen zog mir einmal mein Teckel ohne viel Mühe binnen einer Viertelstunde
zwei Herbstfüchschen. Dieser Muschelkalkbau am Südabhang des Ohmgebirges war
so kurz, dass ich dem Teckel mit einer Haselrute sekundieren konnte. Just über
diesem Bau sah ich im Jahre zuvor am hellen lichten Tage auf einer Steinplatte
zusammengerollt einen Fuchs mitten im Schneegestöber liegen. Ein Stockwerk höher
blockte auf einem Felsvorsprung in jenem Winter regelmäßig ein Wanderfalk, der
sich hauptsächlich von Krähen und Hähern nährte. Möglich, dass die von des
edlen Herrn Tische dort abfallenden Beutereste ein Anziehungsmittel für Reineke
Rotvoß bildeten.
Auch
wenn das Revier zum ersten Male das weiße Hemd anzieht, sollen die
heurigen Füchslein etwas erstaunt sein und vorsichtshalber zu Baue gehen.
Haben
wir nun einen Fuchs festgemacht, wie wir sahen, am besten gegen Mittag, so
benehmen wir uns weit behutsamer als beim Dachs, der doch nicht springt.
„Manne" fährt ein, und der Spektakel geht los. Je lauter es drinnen
wird, desto stiller bleiben wir draußen. Wir wissen, unser Dackel ist ein guter
Sprenger. Er schnauzt den Erbfeind mit aller Lungenkraft an, macht Vorstöße,
weicht blitzschnell aus, rückt wieder auf und drückt immer aufdringlicher den
Fuchs durch die Röhren. Im Kessel setzt sich dieser endgültig zur Wehr, macht
heftige Vorstoße, keckert und murrt. Der Hund liegt vor, drängt und droht,
aber Reineke wankt und weicht nicht. Hitziger stößt der Hund, heftiger keckert
der Fuchs, ungeduldiger wütet der Hund, hastiger pariert der Fuchs — da wagt
der Teckel einen Rumpier — er hat den Fuchs gefasst, es geht drunter und drüber,
jetzt ist der Hund hinter dem Fuchs im Kessel, der Fuchs reißt sich los und
rast durch die Röhre, hart gefolgt vom Hunde, da flitzt er aus der Einfahrt,
nicht weit, da ereilt ihn das Schrot, und einige Meter weiterhin fasst der Hund
den schwerkranken Fuchs. Wir lassen ihn nicht lange abbeuteln, hängen ihn hoch
an die Kiefer.
Der
Hund fährt erneut ein, sucht lange und gründlich alle Röhren ab, bleibt aber
stumm und erscheint nun beruhigt wieder über der Erde. Der Bau ist leer. Dieses
Sprengen ist die Krone der Bauarbeit auf Fuchs. Es spart uns Zeit, Mühe und
Kosten für den Erdarbeiter.
Diese
Sprengarbeit kann vom Hunde ein Mindest - oder ein Höchstmaß von Tüchtigkeit
erfordern. Die schnellste und glatteste Sprengarbeit leistete mir die Stammutter
meiner Teckel, eine leichte, braune, langhaarige Hündin. Genau 4
½ Monate war sie alt. Mein Bruder führte einen jagdlich lauen,
älteren Teckel an der Leine, die kindliche „Braune Hexe" lief
unangeleint am Bau; sie fuhr ohne unser Wollen ein, kläffte etwas im Bau herum,
und wie der Blitz sprang ein Altfuchs, ohne ein Zusammentreffen mit dem
Teckelchen erst abzuwarten. Meist geht es weit härter zu, besonders wenn der
Fuchs „Unrat gewittert" hat.
Man
kann sich gar nicht ruhig genug beim Anpirschen an den Bau verhalten. Vor allem
vermeide man es, auf dem Bau umherzutreten, namentlich bei Frost. Bei Schnee
empfiehlt es sich, den Bau nur abzukreisen und ihn nicht zu betreten.
Die
Schützen bleiben am Kreise stehen, und der geschnallte Hund sucht den Bau
allein auf.
Steckt
nur ein Fuchs, so ist das angängig. Aber wenn der erste Fuchs gesprungen ist
und es draußen geknallt hat oder der Fuchs im Sprengnetz abgetan ist, so weiß
der zweite Fuchs genug, nämlich dass es draußen noch unheimlicher ist als
drinnen. Er wird nun alle Ränke versuchen, den Bau zu behaupten. Der durch
Erledigung des ersten Fuchses schon etwas abgerackerte Hund muss nun in der
Regel sein Bestes hergeben, um den zweiten Fuchs vor die Flinte zu bringen.
Graben können und wollen wir nicht, denn wir sind allein mit dem Hunde ohne
Arbeiter, und der kurze Wintertag rüstet sich zur Neige. Ich habe diesen Gang
allein und ohne Grabwerkzeuge gewagt, weil ich meinen Hund kenne. Er ist ein
Sprenger im besten Sinne des Wortes. Er liegt nicht stundenlang tatenlos
vor dem Fuchs vor. Diese Ausdauer beweist er nur am Dachs, wo er nicht viel mehr
ausrichten kann als drücken, vorliegen und dann und wann kurz und schnell
zufassen. Auf Dachs lasse ich graben. Der Hund hört immer näher die Erdarbeit
und ahnt, was das zu bedeuten hat; er packt nur zu, wenn der Dachs sich umdreht
und verklüften will. Dann fasst der Hund die „Blöße" des Dachses, aber
herzhaft. Grimbart muss wieder umwenden. — Auf Fuchs, wo ich nur im äußersten
Notfalle graben lasse, hört er die Spatenhilfe nicht, arbeitet er selbständiger.
Der gewarnte zweite Fuchs wehrt sich verzweifelt, geht sogar, in die Enge
getrieben, zu heftigen Vorstößen über; es setzt Schmisse auf beiden Seiten.
Aber der Fuchs sitzt fest. Hier würde der „vorsichtige" Sprenger, der
Radaubruder, das „keifende Weib", der Quecksilbrige, der immer
wieder abwechselnd zwischen kurzem Abbrechen und schnellem Wiederheranflitzen,
der aber zu vorsichtig ist, herzhaft zuzupacken, kaum noch zum Ziele führen —
und auch nicht der vielgerühmte „Baukläffer"! Denn der Fuchs ist dem
Strohfeuer gegenüber allmählich dickfelliger geworden. Er erkennt immer mehr
die alte Wahrheit: „Hunde, die viel bellen, beißen nicht." Als
Serenissimus das erste Mal einer Bauarbeit beiwohnte und den Fuchs heftig keckem
hörte, fürchtete er für seinen Hund. Der Leibjäger suchte ihn zu trösten:
„... Füchse, die viel keckem, beißen nicht." Serenissimus erwiderte
besorgt und unwillig: „Ja, das wissen Sie, das weiß ich, aber ob der Fuchs
das weiß!?"
Also
der zweite Fuchs sitzt unerschütterlich fest. Jetzt würde der bloße Vorlieger,
würde auch der zu vorsichtige Sprenger eine Fehljagd liefern, die dadurch nicht
angenehmer wird, dass sie stundenlang bis in die dunkle Nacht dauert.
Jetzt
kann nur einer helfen — und das ist der Würger. Im Naturbau ist der
stumme und blindwütige Würger nun so eine Sache. Bietet der Bau keine
Hindernisse, ist er nicht allzu lang und handelt es sich nur um Fuchs, so kann
ein aus Überschärfe stummer Würger uns wohl das Raubwild tot oder lebend
heraus schleifen. Kommen aber Hindernisse im Bau, starke Senkungen und
Steigungen, Knicke, Wurzeln, Steinmassen usw., so wird die Sache misslich. Noch
ärger ist es bei Dachs. Ich besaß einen wahnsinnig scharfen Terrier. Er würgte
einen alten Dachs im Bau stumm ab, ging aber dabei selbst zugrunde. Im Abschnitt
„Erdhundschicksale" werde ich auch auf dieses lehrreiche Beispiel näher
eingehen. Solche — äußerst seltenen — Fälle werden nun von Anhängern bloßer
Lautgeber (Vorlieger) gegen die „Würger" vorgebracht. Wenn sie unter
„Würger" stumme Abwürger verstehen, die das Raubwild nicht
herausschleifen, gebe ich ihnen recht. Dagegen ist der wahlweise Würger,
wie ich ihn verstehe, unter allen Umständen der vielseitigste und
erfolgreichste Hund, er ist geradezu das Wunschbild eines Bauhundes. Der
wahlweise Würger soll keineswegs immer würgen, sondern er soll diese Tätigkeit
wählen, wenn der Fuchs einmal durchaus nicht springen will oder kann. Der
erfahrene Fuchs, der obendrein nach Springen seines Vorgängers den Schuss und
all das andere unheimliche Menschenwerk wahrgenommen hat und, wie wir oben
sahen, vor dem „vorsichtigen Sprenger" und dem „bloßen Vorlieger"
nicht wankt und nicht weicht, liefert uns todsicher eine Fehljagd, wenn der Würger
nicht eingreift. Dieser soll den Fuchs durchaus nicht abwürgen, so verstehe ich
den „wahlweisen Würger" nicht; er soll vielmehr, wenn alle anderen
Sprengversuche nichts nützen, den Fuchs möglichst mit Kehlgriff fassen, nicht
abwürgen, sondern an ihm würgen. Hat dieser Hund gefasst, so wird er sofort
versuchen, den Fuchs zu schleppen. Nun können drei Fälle eintreten; entweder,
er schleppt ihn ins Freie, tot oder lebend, oder er würgt ihn (in den
seltensten Fällen) im Bau ab und lässt ihn liegen; oder aber, und das wird die
Regel bei Altfüchsen sein, er schleppt den Fuchs aus dem Endkessel oder dem
Endrohr, aus dem letzterer gar nicht springen konnte, weil ihm der Hund diese Röhre
versperrte, in einen anderen Bauteil, wo sich der Fuchs über kurz oder lang
losreißt. Dieses Würgen und wieder Loslassen macht den Fuchs matter und
furchtsamer vor dem Hund. Wird es öfter wiederholt, springt der Fuchs in seiner
Verzweiflung schließlich doch. Somit vereint ein solcher Hund das (zeitweilige)
Würgen mit dem (scharfen) Sprengen.
Nach
meinen Erfahrungen beim Einarbeiten, bei Prüfungen und Naturbaus arbeiten ist
es doch eigentlich selten, dass ein Hund einen gesunden Altfuchs wirklich abwürgt.
Meist ist es so, dass der Hund den Fuchs nach kürzerem oder längerem hastigen
Vorliegen im geeigneten Augenblick mit mehr oder weniger gutem Kehlgriff fasst
und ihn nun eine ganze Strecke schleppt; schließlich aber kann sich der Fuchs
doch irgendwo festklemmen, losreißen und flüchten. Die Jagd beginnt von neuem,
der Fuchs springt (im Naturbau), oder das Vorliegen, Drücken und Fassen beginnt
von neuem, öfter ist dem Fuchs, bei gutem Kehlsgriff, die Luft doch so
lange abgesteckt gewesen, dass er schlapp ist und vorerst nur im Bau taumelt,
wenn er sich losgerissen hat oder wenn der müde gewordene Hund losgelassen hat
und erst mal selbst tüchtig nach Luft hechelt. Dann pflegt der Hund bald wieder
zu fassen, aber der schlappe Fuchs liegt mehr, als er sitzt und bietet so
die Kehle nicht, der Hund packt dann anderweitig zu, an Teilen, wo er dem Fuchs
weniger gefährlich wird. Meist erholt sich der überaus lebenszähe Altfuchs
aber bald wieder, und der Hund muss immer wieder arbeiten und so endlich zeigen,
was er in Wirklichkeit leistet. Deshalb war die Preisschliefenpraxis gar zu
wohlfeil, wo der Führer sofort aufdecken und den 1 Preis einstecken konnte.
Dadurch
wurden bisher die „Momentwürger" begünstigt, von denen man nicht
wusste, wie sie im Naturbau, wo man überhaupt nicht oder doch erst nach einer
halben bis ganzen Stunde den Durchschlag vollenden kann, weiter gearbeitet hätten.
Es muss aber gesagt werden, dass an dieser recht verfehlten Prüfungsart der
Umstand schuld war, dass man fürchtete, so viel Füchse zu verlieren, dass das
Schliefen wegen Fuchsmangels nicht beendet werden könnte. Ich habe immer gegen
diese Annahme gekämpft, weil ich weiß, dass wohl gar mancher Teckel von heute würgt,
aber doch nur recht wenige abwürgen. So tat denn der Verband deutscher
Gebrauchsteckelklubs 1922 einen Schritt vorwärts, als er bestimmte, dass frühestens
fünf Minuten nach dem Fassen aufgedeckt werden durfte. Das ergab schon ganz
andere Bilder, Blender konnten nicht mehr so leicht in die Preise kommen. Leider
drang s. Z. mein Antrag, jeden Prüfling die vorgeschriebene Zeit ohne die unnatürliche,
im Naturbau eben unmögliche Hilfe des Galoppaufdeckens arbeiten zu lassen,
nicht durch. Und doch würde nur diese einheitliche und natürlichere Bestimmung
allen Prüflingen in gleicher Weise gerecht: dem Nur Vorlieger, dem Sprenger,
dem Fasser und Würger. So, und nur so, kann ich mir ein genaueres Urteil über
den Arbeitswert der Prüflinge bilden.
(Nunmehr
ist nach der Prüfungsordnung des „Deutschen Teckelklubs" Aufdecken
nur gestattet, „wenn ein Hund das Raubwild gefasst und ohne Unterbrechung drei
Minuten festgehalten hat, so dass man überzeugt ist, dass der Hund das Raubwild
abwürgt.Gelingt es dem Raubwild, vor Ablauf der drei Minuten doch wieder
freizukommen, so muss der Hund bis zur Beendigung der vorgeschriebenen Zeit
weiterarbeiten".
Ich
möchte hier ein recht lehrreiches, mit allerlei wissenswerten Wechselfällen
verbundenes Graben eines Fuchs - Mutterbaues beschreiben. Um es vorweg zu sagen,
es verlief wie das Hornberger Schießen. Es handelte sich um einen alten,
weitverzweigten Bau in ziemlich schwerem Boden an einer mäßig steilen Lehne
mit gemischtem lichtem Laubholzbestande. Der Bau war in früheren Jahren von
Dachsen bewohnt, war mit zahlreichen Karnickelröhren durchflochten und hatte
viele zum Teil verfallene Einfahrten. Der Förster hatte am Bau starke Jungfüchse
bestätigt. Wir hatten uns mit drei Flinten still am Bau verteilt. Der erste
Teckel, ein braves Hundert, schliefte wacker ein und gab recht gut Laut; die
Jagd ging hin und her, der Hund wurde nirgends fest. Plötzlich sprang ein
starker Jungfuchs aus einer abgelegenen Kamickelröhre, ohne von den Schützen
gesehen worden zu sein und flüchtete an dem Führer der Teckel vorbei. Nach
dreiviertel Stunden kam der Teckel heraus, stark geschlagen. Er fuhr nicht
wieder ein. Hund Nr. 2, „Teckele v. Sonnenstein". Dasselbe Bild, unruhige
Jagd hin und her. Wieder sprang ein Jungfuchs unbeschossen aus einer scheinbar
verfallen gewesenen Kamickelröhre. Dann lag der Teckel eine Stunde fest vor.
Das Graben ging langsamer, als wir gehofft hatten; starke Baumwurzeln, steinige Adern im
Erdwerk und zwischendurchlaufende Karnickelröhren, die erst „versichert"
wurden, hielten lange auf. Da kam der Teckel, am Kiefer, Behang und Lauf
geschlagen, heraus und mußte angeleint werden. Teckel Nr. 3, ein Landteckel aus
der Nachbarschart, fuhr flott ein, arbeitete flott ein halbes Stündchen und kam
flott heraus, tobte auf dem Bau umher, schliefte aber nicht wieder ein. Auch er
war vielfach geschlagen. Der begonnene Durchschlag Nr. 2 war also auch
vergeblich. So waren etwa
drei Stunden ohne jeden Erfolg verloren. Nun musste „Teckele" noch mal
einfahren, aber er schonte auf dem einen Lauf und zeigte nicht mehr den rechten
Eifer. Zwar gab er Laut, aber bald hier, bald dort, so dass es zwecklos gewesen
wäre, einen neuen Durchschlag zu beginnen. Nach etwa 40 Minuten kam er wieder,
verschmiert und mit einigen neuen Schmissen, zum Vorschein, ersichtlich
mitgenommen. Gern nahm er auf dem Rucksack abseits geruhsam Platz mit der wenig
tröstlichen Einsicht, dass sein im Kunstbau in Berlin erstrittener l. Preis gar
nichts für einen schwierigen Naturbau beweist. Nun lagen sie da, die vier
Teckel, unangenehm geschwächt, geschlagen und ohne genügendes Selbstvertrauen.
Ein anwesender Herr bemerkte ob des langweiligen Mißerfolges: „Der ganze
Teckel kram taugt nichts, jetzt hole ich den Foxel vom Gute." Inzwischen
wurde „Teckele" nochmals eingelassen, aber derselbe Misserfolg; ein neuer
Schmiss, das war alles. Die anderen Teckel lehnten dankend ab. Inzwischen war
„Foxel" angelangt; ein freundlich blickendes, recht fideles Haus. Er und
sein Führer waren ein paar tüchtige Leute: „Machen wir!", sagten
selbstzufrieden die Blicke beider, schon waren sie unter der Erde, vom Führer
wenigstens der ganze Arm, während draußen die Pedale wild strampelten: „Hu,
,Foxel', faß, friß auf das Füchschen!" Es holterte und polterte gewaltig
im Bau; wieder wurde tüchtig gegraben, da verstummte „Foxel", sein Führer
bekam ein etwas längliches Gesicht, da ... dort erscheint das Hinterkastell „Foxels",
aber des Führers
Gesicht strahlte wieder rundlich, „Foxel" brachte im Fang etwas heraus
„einen Jungfuchs", rief der Führer i bewahre, ein richtiger
Karnickelbock war es. Nun kannte „Foxels" Eifer keine Grenzen mehr: rein,
raus, rein, raus, rein „Foxel"
klagt, gibt Laut, die Jagd wird fest, wieder wird gegraben. Aber nach geraumer
Zeit kommt „Foxel" wieder, geschlagen und etwas ausgepumpt. Inzwischen
wurde es hübsch dunkel, und es begann, immer freundlicher zu rieseln. Es wurde
Strecke gemacht: 1 verendetes Karnickel, l maroder Fox, 4 geschundene Teckel, 2
abbauende Erdarbeiter und 3 verdrossene Jäger! Nun war guter Rat, bei Nacht und
strömendem Regen, recht teuer. Schließlich verbarrikadierten wir mit
Stangenholz alle Einfahrten gehörig. Ferner stellte ich mehrere Stöckchen auf,
oben mit weißen Mullbindenstückchen versehen; da dürfte wohl kein Fuchs
ausfahren. Ferner kam ich auf die grandiose Idee, in die Haupteinfahrt eine
wohlgefüllte brennende Laterne zu stellen. Bei dieser verdächtigen
Beleuchtung, darin waren wir uns einig, würde auch der dreisteste Fuchs, der
sich etwa nebenbei ausgrub, nicht ausfahren. Morgen Fortsetzung. Jetzt zogen wir
buchstäblich wie begossene Pudel im strömenden Regen in das gastfreie nahe
Haus des Gärtners. Neue Kriegspläne wurden geschmiedet. Gegen Mitternacht
sagte der jugendeifrige A.:„Es lässt mir keine Ruh, ich gehe mal an den Bau,
nachsehen." Der Bericht lautete betrüblich: Am Bau eitel Finsternis. Die
brennende, stinkende Petroleumlaterne 1/2 m von der Einfahrt geschleudert,
verloschen. Über sie weg die ganze Fuchskavalkade, wie beim Licht der
Taschenlaterne im frisch aufgeweichten Boden durch die deutlich erkennbaren Alt
- und Jungfuchsspuren zu erkennen war.
Es gibt Fälle,
wo die wohl meist junge Fähe ihre Kinder kaum verteidigt und selbst vor einem
mittelmäßigen Hunde bald springt. Aber eine alt erfahrene, hartgesottene Fähe
in einem für sie und ihr Geheck recht günstigen Bau kann ein ganz gehöriger
Gegner selbst für nicht schlechte Hunde werden. Wenn auch zugegeben werden
muss, dass diese Jungfüchse sich schon selbst recht brav ihrer Haut wehren
konnten, so ist doch anzunehmen, dass die fünf zum Teil recht stark
geschlagenen Erdhunde ihre bösen Abfuhren der alten Fähe zu danken hatten.
Es beweist
ferner, dass auch mittelmäßige Hunde und keineswegs nur die Würger gehörig
geschlagen werden können. — Mein bester Teckel war damals gerade „auf
Schule" bei Volkmar in Laufamholz; sonst wäre der Verlauf dieses
Fuchsgrabens anders gewesen. Denn gerade dieser abwesende Rauhbautz, der keinen
Fuchs, der nicht endlich sprang, ungewürgt ließ, wurde immer am wenigsten
geschlagen. Er hat in seinen neun Arbeitsjahren l Dachs und über 200 Jungs und
Altfüchse tot oder lebend zur Strecke gebracht, und doch wurde er nie ernstlich
geschlagen. Nur im höheren Alter, als die Wendigkeit etwas nachließ und die Zähne
schon nicht mehr so fest saßen, schlug ihm mal eine Fähe im Mutterbau einen
Zahn aus. Das ist aber bloßen Vorliegern selbst im einfachen Kunstbau auch
schon geschehen. Nicht nur Ausdauer und Schärfe, sondern auch die kluge Art, möglichst
ungefährdet zu arbeiten und im besten Augenblick zu würgen, muss in der Anlage
ererbt sein und kann durch Übung nur vervollkommnet werden. Dieser Rüde, der
im ersten Lebensjahre, das erstemal mit 4'/2 Monaten, in drei
Jugendzuchtschliefen würgte, wurde dabei so gut wie gar nicht geschlagen.
Gelang es mal auf Anhieb durch Überrumpelung nicht, so begann er zu lauern.
„Schade", sagte der Preisrichter, „jetzt wird er stumm." Ich
wusste, was kam: Der Fuchs wurde vor dem stummen Hunde unachtsamer, nahm wohl
die Nase rechts, links, hoch, um nach einem Ausweg aus der Lage zu winden, da saß
ihm der Hund auch schon ungeschlagen an der Kehle!
Ein anderes
Bild: Neben dem großen Mutterbau, den „Achtlöchern", kaum 25 Schritt
davon, war ein einröhriger Bau, etwa 6 m lang; tief unter alten, wurzelstarken
Bäumen. Graberlaubnis erhielten wir nicht „wegen Gefährdung der Bäume".
Wir zogen zu
zweit mit einem ganz nett arbeitenden Teckel dorthin. Der Hund fuhr ein und lag
zwei Stunden recht brav vor. Aber es half nichts, denn springen konnte der Fuchs
nicht, weil der Hund ihm den Ausweg versperrte. Als der Hund erschien, wurde er
angeleint. Ich blieb etwa eine Stunde in bester Deckung ganz still am Ansitz.
Denn ein alter Jägerglaube sagt: Der im Bau arg belästigte Fuchs verlässt
diesen nach einer halben Stunde, oft noch viel früher, wenn alles still bleibt.
Aber der Fuchs kam nicht. Zuverlässig ist also diese Regel gewiss nicht. Nun
holte mein Begleiter den als vorzüglich bekannten schwarzroten, kurzhaarigen
„Zwingmanns Max". Schön war er ja nicht, etwas hoch, etwas
leichtknochig, mit kurzem Fang und etwas hakiger Rute. Aber trocken, stahl hart
war er und kaum mittelschwer/ kurzum aus Gebrauchsteckelholz geschnitzt. Das schöne,
neue, blinkende Metallhalsband war noch nicht rechtschaffen gelöst, da
entwischte er schon mit diesem unter Hurra in den Bau. Erst gab es großen Lärm,
eine ganze Weile. Dann wurde alles still. Und abermals über eine Weile, da
erschien in der Einfahrt das lustig schlagende „Schwänzchen" des
schwarzen Teufelchens, und ruckweise, Zentimeterweise, kam der trockene,
stahlige Rücken, und dann der Kopf, und dann Reineke Voß mit zugeschnürter
Kehle, und dann der Griff meines Begleiters in den Nacken des Fuchses, und dann
mein Strick um den Fuchsfang und Hals, und dann ging's in den Rucksack. Der
Fuchs ist nachmals ein tüchtiger Schliefenfuchs geworden. Bis er nach Jahr und
Tag ausbrach auf Nimmerwiedersehen. Auch darüber habe ich mich gefreut. Das
Halsband des Teckels bekamen wir auch wieder; ein späterer Bewohner dieses Einröhrenbaues
hatte Erde ausgefahren und darauf lag das arg verrostete Halsband des braven
„Max". — Diesen Hund habe ich geliebt, wenn er mir auch nicht gehörte.
Er ging, immer lustig, auf alles. Auch auf einen Affen eines Bärenführers.
Aber der Affe „Nedolf" mit rotem Käppi war auch ein ganzer Kerl, auch
immer lustig. Er schwang sich kreuzfidel auf „Maxens" schwarzen Sattel
und hat ihn weidlich backgepfiffen. Bis sie beide in die plätschernde Wipper
fielen. „Max" sprang ins Haus zurück, durchs offene Fenster ins
Blumenbrett und schimpfte mörderlich hinter dem Affen her. Dieser sprang seinem
Führer geruhsam auf die Schulter, indes das rote Käppi trübselig unter der Überführung
der Wipper verschwand.
Ich habe
hier das Charakterbild eines der besten Teckel gegeben, die nur je begegnet
sind. Der Vorlieger in solchem Einröhrenbau ist ohne mühselige Menschenhilfe
ein Unding. Der flotte, selbstbewußte Hund, der, wenn alles andere nichts
hilft, kurz entschlossen packt und schleift, ist unendlich viel wertvoller, ja
in nicht grabbaren Bauen überhaupt allein möglich.
Derselbe
Hund wurde von zwei ollen ehrlichen Eichsfelder Jägersleuten einmal entliehen,
weil „ein Fuchs" in einem blinden, 20 m langen Feldkanal stak. Der Kanal
führte unter ein Weizenfeld. „Max" schlenkert in den Kanal, und bald ist
alles laut im besten Gange. Der Kanal war hübsch weit, nach einem Rumpier sind
Hund und Fuchs offenbar umeinander rum gekommen, denn der Fuchs springt, während
die beiden Jägersleut noch kunstgerecht ihre Ohrwatschel auf den Bau drücken
und über die Vorgänge da drinnen philosophieren. Erst der laut hetzende
„Max" erweckt sie aus ihren Theorien. Sie sehen gerade noch, wie der
Fuchs mit wippender Standarte am Anberge sich ins Fiskalische salviert.
„Max" hinterher. Hinter diesem die Jägersleut', denn der Oberförster
ist ihnen nicht grün, wenn der den „Max" im Forst erwischt ... Die
Gewehre legen sie an der Grenze in das Kornfeld, der eine die Lefaucheux, der
andere die Zentral, rostnarbig, aber „guter Brand". „Max" ist auf
Umwegen schon wieder im Bau und wirft einen zweiten Fuchs hinaus, der just
denselben Pass einhält; laut hetzt der Hund, schnell springen die Jäger aus
dem Forst, der Fuchs hart an ihnen vorbei. Ja, man soll nie die Flinte ins Korn
werfen! Schon galoppiert „Max" wieder zum Bau, diesmal aber die beiden
„Oberjäger" mit den Flinten im Caracho hinterdrein, der dicke Zentral
schon etwas asthmatisch. „Max" liegt vor, die Jagd geht bald vor, bald rückwärts,
aber immer laut. Diesmal kann's nicht fehlgehen, denn durch Schaden wird man
klug. Endlich springt der dritte Fuchs, und die aufmerksamen Jäger lösen sich,
erst die Lefaucheux, dann die Zentral, dann gleich nochmal die Zentral und dann
wieder die Lefaucheux. Es hat nicht sollen sein, es hat zu oft geknallt, und
deshalb entkam auch dieser Fuchs flinker und gesünder denn je. Aber beide
Herren Jäger ließen es sich nicht ausreden, der Fuchs hatte was abbekommen, je
von der Lefaucheux und der Zentral.
Drum stiegen
sie nach, hinter „Max" her, ohne Gewehr, vorsichtig ins Fiskaiische.
„Wo lät er en, er hotte doch was!?" Die Sache wurde ruchbar, sie waren
beobachtet worden; die Witwe Pfitzenreuter, der sie das ganze Weizenfeld
zertrampelt hatten, lief klagend zum Winkeladvokaten: „Ach, min schänes Weizenland,
Gevatter, habt's ja selbst gekannt!" Na, sie haben sich außergerichtlich
geeinigt; aber die Sache wurde noch ruchbarer. Auch die „Nachsuche" im
Fiskaiischen. Doch der Oberförster war ein praktischer Mann, er hat ihnen bloß
das heilige Versprechen abgenommen, nie wieder, wenn sie an der fiskalischen
Grenze zur Rickenschonzeit auf die Kitzgeiß, pardon auf den „kapitalen
Bock" gingen, einen „Hornlosen" auf die Decke zu legen. Sie haben
auch Wort gehalten, bis
der Oberförster versetzt wurde. Aber sie haben es sich nicht abstreiten lassen
bis an ihr seliges Ende, „er hotte was, der olle bannige Voß!"
Diese
in ihren Grundzügen völlig wahre Geschichte enthält manche Lehre. Einmal können
auch zur Zeit der Ährenfelder Füchse im Bau stecken, unbekannt warum. Dann
soll nur einer den Bau verhören, während der andere schussbereit von der
ersten Sekunde an mit dem blitzschnellen Erscheinen des Fuchses rechnen soll. In
Zeiten, wo die Füchse gewöhnlich nicht stecken, pflegen sie am schnellsten zu
springen. Haben Fuchs und Hund den Bau verlassen, so halte man weiter sorgfältig
Wacht, denn gar nicht selten stecken ein zweiter und ein dritter Fuchs.
Bist du kein
sicherer Schütze oder ist das Schussfeld ungünstig, so lege Netze; hast du
solche nicht, dann tut es zur Not auch ein alter Weidenkorbdeckel, in dessen
Mitte du ein Loch schneidest, gerade so groß, dass der Kopf des Fuchses noch
gut durchgeht. Ehe der Fuchs diesen spaßigen spanischen Kragen los wird,
Spanischer
Kragen aus Drahtreifen
kann
ihn auch ein Anfänger zweimal „erschossen" haben. Ist dir der Korbdeckel
nicht fein genug, dann fertige dir einige Drahtreifen an, nicht unnütz stark,
so weit wie die Bauöffnungen. Die Drahtenden biege unten zu einem Stachel
zusammen, mit dem du den Reif in die Erde steckst. In den Drahtreifen biege oder
löte etwa ein halbes Dutzend nicht zu weiche und nicht zu starre Drähte nach
Art gewisser Einschlupflöcher an Mausefallen. Auch dieser spanische Kragen, an
den du noch einen Bindfaden befestigen kannst, ist recht gut. Wenn du willst,
lass dir Musterschutz darauf geben, ich habe keine Zeit dazu. Probatum est, er
hat sich bewährt!
Ist der Bau
nicht gar zu weitläufig, so Pflocke, mindestens vor den Hauptpässen, etwa 4 m
von den Ausfahrten entfernt. Maschendraht an; eine Höhe von 50 cm genügt. Der
Fuchs „rammelt" dagegen, du kannst ihn noch erwischen, auch wenn dein
Schrot langsam und dein Fuchs hinten und vorn etwas kurz ist. (Vorzüglich und
besser noch bewähren sich auch Lappen, die in lichtem Bestande rings um den Bau
mühe - und lautlos gezogen werden können. Der Fuchs respekstiert sie
unbedingt, sofern
ihm nicht gerade der Hund hart auf der Lunte ist und ihn solchermaßen
durch die Lappstatt hetzt.
Diese
Hilfsmittel sind auch beim Frettieren nützlich.
Und nun
komme ich noch mal auf den Teckel „Max" zu sprechen.
Aus einem
Bau brachte er den Fuchs gar nicht heraus, so dass man sagte, „Max"
scheint alt zu werden. Zweieinhalb Stunden wurde im Lehmboden, der mit Sand
durchsetzt war, gegraben, und da kam man auf einen Dachs. Das wäre nicht
schlimm gewesen, aber es war im August, da hat der Dachs Schonzeit. Und wenn du
ein anständiger Kerl bist, dann lässt du ihn laufen, denn unsere
Schonzeitgesetze sind ohnehin dürftig. Nur schade um die saure Arbeit für Herr
und Hund. Steck' also deine Nase vorher gründlich in die Einfahrt, wenn du
keinen Schnupfen hast und sonst keine sicheren Pirschzeichen da sind. Der Dachs
riecht süßlichfade, der Fuchs scharf wie ranziger Teer. Diese Gerüche lassen
sich ebenso wenig verwechseln wie die von faulen Äpfeln und Holunder-
dolden, nur
muss man sie überhaupt erst einmal gerochen haben, Ich habe mich ausführlich
gerade mit diesem Teckel „Max" hier auseinandergesetzt, weil er geradezu
als Schulfall dienen kann dafür, dass es ein Unding ist, streng unterscheiden
zu wollen zwischen Vorliegern , Sprengern und Würgern.
Ein über
dem Durchschnitt stehender, kluger und halbwegs erfahrener, scharfer Erdhund
wird über diese drei Grundleistungen der Erdhundarbeit zusammen
verfügen. Am Dachs wird er so lange vorliegen, bis
auf ihn durchgeschlagen ist, nicht bloß 60 Minuten. Im einröhrigen, nicht
grabbaren engen Bau oder wo sonst der Fuchs nicht springen kann, wird er diesen
schließlich fassen und nach Möglichkeit schleifen. Im weiten oder verzweigten
Bau, in dem Hund und Fuchs aneinander vorbei können, wird er den Fuchs
sprengen. Immer vorausgesetzt, dass es ein Hund ist, der jagdlich auf der
Höhe der Rasse steht, ein Hund von hohem und altem Jagdadel.
Ich glaube
nunmehr alle, sagen wir einmal typischen Fälle der Baujagd auf Dachs und
Fuchs genügend dargelegt zu haben. Steckt einmal Katze, Iltis oder Marder, so
werden diese eher springen als das starke Raubwild, wenn es der Hund nicht
vorher abwürgt oder schleift. Man unterschätze aber ja die außerordentliche
Lebenszähigkeit dieser Tiere nicht und sei schnell bei der Hand, damit sie
nicht doch noch entwischen, etwa in einen nahen Karnickelbau.
Ärgerlich
ist es immer, wenn sich in einem Dachs - oder Fuchsbau, wie nicht selten, enge
Kaninchenröhren befinden. Dann liegt der Hund laut vor, man macht womöglich
die mühseligsten Durchschläge und kommt auf enge Röhren, die erneut
langwierige und Ungewisse Erdarbeiten erfordern. Ist man dann endlich nach halbtägiger
Arbeit am Ziel, so erwischt man vielleicht ein halbwüchsiges Karnickel. Ja, es
soll schon vorgekommen sein, dass ein großer Nimrod nach mustergültiger
Ausdauer von Herr und Hund auf ein Wiesel oder eine Waldmaus stieß! Solche Auswüchse
und Irreführungen werden sich aber nur übereifrige Junghunde leisten.
Buddelt der
laut vorliegende Hund häufig und anhaltend, was man durch sorgfältiges Verhören
feststellen kann, so ist man zu dem Verdacht berechtigt, dass es sich um solche
Miniaturröhren und Kleinigkeiten handelt. Sicher aber ist es keineswegs. Es
kann sich auch um eine enge Stelle im regelrechten Dachs –oder Fuchsbau
handeln, in die der zu bruststarke Teckel nicht eindringen kann; dann wird er
auch buddeln, vielleicht auch jaulen. Ja, manche Teckel buddeln sogar eifrig,
wenn sie bequem und nahe am Raubzeug vorliegen; es ist das oft ein Akt
der Verlegenheit weniger scharfer Hunde, die das Raubzeug unterwühlen möchten
um ungefährdeter heranzukommen. Diese mancherlei Eigenheiten muss man an seinem
Hunde sorgfältig beobachten und richtig zu deuten lernen.
Nur der
Vollständigkeit halber möchte ich noch einige ungewöhnliche Baugäste erwähnen.
Einst fuhr mein Teckel in einen schneeverwehten Bau ein, um gleich vorn im Bogen
wieder herauszufliegen und mit ihm der Hase Mümmelmann, in den er sich
verbissen hatte. Ein andermal
setzte in einem Vorholzbau eine merkwürdig klingende Beißerei ein und schließlich
sprang heraus Halbspitz, der Dorfköter. Ich konnte ihm gerade noch einen gehörigen
Nagelschuhtritt versetzen, erschießen mochte ich den faulen Kopp nicht gerade.
Hierbei
möchte ich auf die Tatsache hinweisen, dass ich es in Kunstbauen wiederholt
erlebt habe, dass ein Teckel den andern drückte, vorlag, ihn fasste und abwürgte.
Selbst bei Teckeln, die sich über der Erde gut vertrugen, die gemeinsam im
Zwinger aufgewachsen waren, kam es vor, dass das anfängliche Spiel im Bau bald
todernst wurde. Deshalb ist es nicht immer ohne Gefahr, mehrere scharfe Teckel
zugleich im Bau arbeiten zu lassen!
In Polen
hatte ich in einer Schonung mehrere Baue entdeckt, deren Einfahrten glatt
getreten waren. Auch lagen öfter Knochen herum, die offenbar von unseren Feldküchen
gestohlen waren. Ich hatte einige passionierte Landser mit Schippen bestellt und
unsem Regiments und Brigadekommandeur, eifrige Jäger, zu dem Rennen eingeladen.
Die Landser gruben eifrig und malten sich schon den fettigen Schnabel bei einem
kräftigen Dachsbraten aus. Endlich lag der Kessel frei. Die Herrschaften leider
nicht zu Hause. Dafür aber eine tüchtige Knochensammlung und dabei des
„Pudels Kern"; nicht einmal stubenrein war die Bande. Es waren herrenlos
gewordene polnische Kleinhunde aus den zerstörten Dörfern, die wieder die
streunende Lebensweise ihrer Vorväter angenommen hatten.
Der
Biber ist so gut wie ausgestorben; ich richtete vor langen Jahren in Coswig im
Schliefen einen braven Teckel, der arge Narben von einer Bauarbeit auf Biber
aufwies.
Ob der
Erdhund auf Murmeltiere benutzt wird, weiß ich nicht; jedenfalls dürften
es äußerst gefährliche Gegner sein.
Vor
Jahren wurde im Altenburgischen ein Teckel in einen Bau geschickt. Der Kampf
spielte sich in ungewöhnlichen Formen ab, die Verletzungen des Teckels waren
ungewöhnlich und schwer, seine Arbeitsfreudigkeit ließ merklich nach.
Schließlich
grub man ein Murmeltier aus. Man
konnte sich schließlich entsinnen, dass vor ziemlich langer Zeit in der Gegend
einmal Murmeltiere ausgesetzt waren.
Daß sich
Freund Igel mal im Bau vorfindet, wird weiter nicht befremden. Ärgerlich, wenn
man ahnungslos auf ihn gräbt. Manche Teckel bringen sich um, wenn sie auf den
Stachelheinrich stoßen; andere wieder bringen ihn kurzerhand um, und wieder
andere beachten ihn gar nicht.
Einmal
benahm sich einer meiner Teckel in einem Felsbau, gleich hinter der Einfahrt,
recht merkwürdig. Das Schwänzchen ging immer lustiger hin und her, er machte
Verbeugungen, gab andeutungsweise laut und schien irgend etwas recht komisch zu
finden. Ich zog ihn neugierig zurück, da flatterte ein Steinkäuzchen heraus.
Diese Art Vögel können den Augen sehr gefährlich werden. Ein Jäger hetzte
seinen Hund auf einen recht unnützerweise krank geschossenen Turmfalken. Ein
blitzschneller Schlag mit dem Fang, und das eine Auge des Hundes lief aus!
Mancher
Teckel ist auch schon durch Eisen und verbotenerweise an Bauen gelegte
Giftbrocken zu Schaden oder ums Leben gekommen. So erging es einst Herrn Steudel,
Gera, mit seiner rauhhaarigen „Ursel vom Sonnenstein". Aus einem Bau
sprengte die Hündin drei Iltisse, aus einem zweiten Bau einen 9 pfündigen
Fuchsrüden, dann fuhr sie wieder ein und würgte und schleppte eine Fähe aus
dem Bau; diese wog 17 Pfund. In gehobener Stimmung zog man nach Hause, doch
unterwegs begann die Hündin zu taumeln, und schließlich ging sie ein.
Wie
verlautet, ergab die Sektion im Jenaer Institut Strychninvergiftung! Angeblich
waren im Nachbarrevier Giftbrocken gelegt worden. Ich möchte hier ein einfaches
Mittel erwähnen, dem Hunde das leidige Brockenaufnehmen abzugewöhnen. Man
nehme eine gewöhnliche Mauseschnappfalle, beködere sie abwechselnd mit den
verschiedensten Brocken und stelle sie unauffällig schon dem Junghunde im Hause
hin. Er wird das Zuschnappen, auch wohl den Nasenstüber, arg übel nehmen und
bald verzichten. Dann stelle man das Ding im Hofe, im Garten, im Felde, Walde
und schließlich in der Nähe der Baue auf, am besten verblendet. Das kleine
Instrumentchen kann man leicht mitführen. Ebenso gebe man das Ding Bekannten
und Fremden in die Hand, damit der Hund es sich abgewöhne, von Fremden Futter
zu nehmen. Auch gebe man dann und wann durch Fremde oder durch unauffälliges
Auslegen Brocken, die inwendig mit etwas Terpentinöl, Petroleum, Mostrich oder
Pfeffer versehen sind.
In Schlingen
wird sich der Erdhund auch am Bau leicht einmal fangen; sie sind ja im
Beisein des Führers nicht gefährlich.
Ein Herr hat
sogar einmal durch den Selbstschuss, den ein Wilddieb am Bau angebracht hatte,
seinen Teckel verloren.
„Wir
jagen um des Schönen willen in der Jagd, nicht der Beute wegen." Nicht des
Reihers oder des Königsmilans wegen jagten die Fürsten und Großen mit den
edlen Falken, sondern um des Schönen willen in der Beizjagd, die
unvergleichliche Bilder im Reich der Lüfte gibt. Und um des Heldentums willen,
den der kleine, so beherzte Edelfalk im Kampfe mit dem großen, wehrhaften
Gegner bewies. Was hoch über uns der Herrenvogel an rücksichtslosem Mut und
stolzer Gewandtheit zeigt, das leistet tief unter uns in seiner Art der kleine,
jagdedle Teckel. Und deshalb liebe ich von Kindesbeinen an beide so sehr, den
Falken und den Teckel. Sie sind ein Teil von meinem Glück.
Nicht um des
Fuchsbalges willen liebe ich die Baujagd, sondern um des kampfesfrohen, unsern
Augen entrückten, geheimnisvollen Treibens wegen, das sich da unten unter Bäumen
und Felsen abspielt. Noch immer war mir ein Baujadgtag im zerklüfteten
Waldrevier ein Erlebnis, weit mehr als jene Treibjagden, auf denen
niedergeschrotete Rickenleichen die Strecke „zierten". Ist doch, von den
wenigen Hetzjagden auf Schwarzwild abgesehen, in unserem heutigen gar zu zahmen
Jagdbetriebe der Erdhund noch der einzige, der unter Einsetzung seines Lebens,
auf sich selbst angewiesen, unerschrocken mit oft überlegenen Gegnern hart kämpfen
muss; obendrein unter schwierigsten Umständen, tief in dunkler Enge, aus der so
mancher nie wieder zurückgefunden hat.
Wenn ich von
meinen Knabenjahren an beginne und weiter nachdenke, so taucht in meinem Gedächtnis
manch tapferes Teckelchen wieder auf mit seinem kampfesfrohen, pfiffigen
Gesicht, dem sein kleines Heldentum zum Verhängnis wurde.
Als ich das
erstemal mit einem graubärtigen Jäger und seinem Teckel in meiner schönen
Eichsfelder Heimat zu Holze ziehen durfte, da kamen wir an einem alten Fuchsbau
vorbei. Der Graubart blieb stehen, klopfte bedächtig seine Pfeife aus, guckte
mich halb salbungs-, halb vorwurfsvoll an und verkündete also: „In diesem
selbigen Bau hat schon mein seliger Großvater seinen besten Teckel eingebüßt,
und mancher vor und nach ihm, da ist nichts zu machen!" Mir lief so etwas
ähnliches wie ein gelinder Schauer vom Nacken bis zum Hosenboden, während dem
der Knasterbart tiefernst sein wohlangeleintes Krummbein von der Einfahrt des
geheimnisvollen Massengrabes wegzerrte. Doch gar bald regte sich der allzeit
wachsame Skeptiker in mir: wenn da ein tiefer Absatz sein sollte, den der Teckel
einst nicht zurückklimmen konnte, so mussten die aufgehäuften Gebeine ihn
nachgerade ausgefüllt haben. Und schon ein paar Jahre später zog ich mit einem
eigenen elfpfündigen Teckel, der Ahnfrau meines Teckelstammes, dieselben Bahnen
zu dem Teckelmausoleum. Mit einigem Herzklopfen freilich schnallte ich die
braune „Hexe", die stürmisch den Bau annahm; es hob ein Kläffen,
Holtern und Poltern an, das eine 3/4 Stunden währte, dann erschien Braunhexchen
wieder.
Allerdings
arg ramponiert; sie schweißte hier und schweißte da, am Leibe war eine
Saugwarze arg zerrissen. Und dann kam mir die kleine Tapfere so fremdartig vor,
ich wusste nur nicht gleich, warum. Da entdeckte ich es: es fehlte ihr ein
Drittel der vordem langen Rute! Es musste sich wohl um einen Dachs gehandelt
haben. Vergeblich hatte die Kleine versucht, ihre Ahnen da unten zu rächen; sie
hatte nur die sagenhaften Gebeine da unten um einige Schwanzwirbel vermehrt,
aber zugleich auch den Nimbus dieser geheimnisvollen Schädelstätte zerstört.
Und doch ist ihr vielleicht dieser Gang ins Ungewisse damals zum Verhängnis
geworden. Denn just an der damals schwer verletzten Warzenstelle wuchs in späteren
Jahren eine Krebsgeschwulst, der sie erlag. Diese selbe brave Hündin zerstörte auch den damals
gepredigten Aberglauben, dass man niemals einen jungen Teckel unter 3/4 Jahren
in einen Fuchsbau lassen dürfe, denn der Fuchs würge den Wehrlosen einfach ab.
„Hexchen" schliefte, 4'/8 Monate alt, wider meinen Willen plötzlich in
einen Bau, knurrte und kläffte und bald sprang unverhofft ein starker, alter
Fuchs, dem sie noch eine ganze Strecke in die Fichtendickung das Geleit gab.
Dann
hatte Förster B. vom Forsthaus S. eine mittelstarke Dachshündin, sagen wir
einmal Landteckelschlag: nicht hoch, nicht tief, nicht kurz, nicht lang, kaum
mittellanger Behang, keine schwerfälligen Knochen, erst recht kein Schneider,
grobkurzhaarig, sehr grobes, griffiges Haar, etwas Bürstenrute; kurzum, sehr
vernünftig, praktisch und brauchbar in jeder Hinsicht. Es gab kein Wild dort,
das sie nicht dutzendweise mit zur Strecke gebracht hätte. Und damals gab es
noch allerhand, wo die Teckel noch nicht der Stammbäume und Stammbücher
•wegen gezüchtet wurden, wie vielfach später. — Doch nun war „Schieding"
alt und sie gehörte bereits zum Klub der Zahnlosen, „Macht nichts",
dachte sie, fuhr ein und sprengte glatt den Fuchs. Wehe, wenn es mal schief
ging, etwa in einem einröhrigen
Felsbau, da kam die alte Dame so etwa nach einer Stunde aus dem Bau und fuhr
allen Umstehenden mit ihren zahnlosen Kiefern wütend in die Waden, ihrem Herrn
ebenso wie allen anderen, auch dem großen Jagdhunde.
Als ob wir
den Felsbau hätten graben können! Ich war damals noch ein Knabe, und mir
„imponierte" „Schieding" mächtig. An einem trübseligen
Novembertage, bei Schlappwetter, verstummte sie nach etwa halbstündigem,
heftigem Vorliegen in einem Feldbau. „Er hat ihm schon't Widder", sagte
ihr Besitzer, der sie nie mit „sie" benannte. Aber es war leider anders.
Nach längerem Graben
stieß man auf die tote „Schieding". Die Überanstrengung mochte das alte
Herz zersprengt haben. „Herzschlag" lautete die Vermutung, und man zog
trübselig von dannen.
Dann
kamen meine Studentenjahre, und es begann die Zeit meiner Ausstellungsteckel, wo
immer feste auf Ausstellungstypen und erste Schönheitspreise gezüchtet wurde.
Allzu lange dauerte diese Epoche, und sie war arm an interessanten
Jagderinnerungen. Ein Bekannter suchte sich aus einem meiner damaligen
Langhaarteckelwürfe den wuchtigsten Welpen aus. Der brachte es auch glücklich
auf 17 Pfund und eine Brust, die dem Hängebauch des fettesten Peking Erpels
alle Ehre machte. Schliefen konnte er auch. Aber es ging schief. Es war ein
alter Dachsbau, am Abhang eines zerfallenen Muschelkalkfelsens auf dem
Eichsfelde. Besetzt war er auch, und das Halsband war erst halb gelöst, da
entwetzte mit diesem der starke „Feldmann" wütend in den Bau. Wohl ein
Dutzend Ein - und Ausfahrten hatte der uralte Riesenbau. Aber aus keiner kam
„Feldmann" wieder 'raus. Auch nicht, als es stockdustere Nacht war. „Er
wird morgen schon allein zu Hause sein." Aber wer nicht kam, war unser
„Feldmann".
Da
zogen wir dann mit Schippe, Spitzhacke und einer Flasche Milch los. Da, wo wir
es zuletzt hatten winseln hören, wurde mühselig im Gestein durchgearbeitet.
Richtig!
Da saß „Feldmann" fest. Er hatte dem Dachs an einer sich verjüngenden
Stelle nicht folgen können und nun feste im Steingeröll gegraben und das
feuchte Muschelgestein immer rückwärts hinter sich geschanzt. So saß er
hoffnungslos fest. Er war schon sehr, sehr schlapp und nahm kaum von der guten
Milch. Trübselig und doch froh schleppte ihn sein fürsorglicher Herr eine große
Strecke Weges. Dann humpelte er wieder selbst mit, mit dem tröstlichem Bewußtsein:
Unkraut verdirbt nicht! Später hatte sein Herr nur noch leichte Teckel und noch
später gar keine mehr, denn er bekam alljährlich einen Buben, bis es ihrer fünfe
waren. Da hatte er für Teckel keine Zeit mehr.
Auf ähnliche Weise hatte einst Hans Strauch, der alte schlesische
Teckelmann, Waidmanns Unheil mit seinem verdienten „Coeur König v.
Waldmannsruh" und der „Roten Nervine". Nach zweitägigem Graben traf
man auf den verendeten „Coeur König". Nur mit Mühe konnte er aus einem
engen Rohrteile, wo er sich hinter einer Steinnase festgeklemmt hatte,
herausgezogen werden. Das Raubwild hatte den Bau verlassen. Die Natur versteht
es eben besser als wir eitlen Kynologen, Baufiguren zu züchten; sie braucht
eben keine Ausstellungsrücksichten zu nehmen. „Rote Nervine" blieb
spurlos verschwunden.
Jedes Ding
hat seine Reaktion. So bekam auch ich die Ausstellungsteckelei gründlich über,
ebenso die damals in den einfachen Bauen usw. reichlich simple Schlieferei.
Nicht selten blamierte ich mich mit meinen auf Schliefen hochprämiierten
Teckeln in der grünen Praxis; für das ewige Graben, das ebenso ungewiss wie
zeitraubend war, hatte ich auch keinerlei Lust mehr. So verfiel ich in das
entgegengesetzte Extrem: ich verpasste mir einen Foxterrier mit dem seltenen
Namen „Flock". Er wog 15 Pfund und hatte am Unterkiefer keine Haut mehr.
Er war ein Untier! Damals hatte ich dauernd Schnupftabak bei mir. Alles andere
half nichts. Am meisten hasste er Ziehhunde, ich weiß nicht, warum. Wenn ihn
solch ein verdienstvolles Tier anknurrte oder ebenso, wenn es ihn freundlich
anwedelte, gleich saß er ihm an der Kehle, gleichviel ob Hund oder Hündin.
Kavalier war
er nicht. Der belittene Geschirrbesitzer konnte hauen oder treten, es half
nichts und nie. Dann rieb ich dem Würger eine ordentliche Dosis Schnupf'tabak
in die Nase. Sobald er nieste, riss ich ihn schnell weg. Nun kam der Bau an die
Reihe, zuerst der Kunstbau. Meyers hatten mir ihren bösartigen, hornalten
Cypernkater für drei Mark abgetreten — das war damals viel für einen ungenießbaren
alten Kater. „Flock" fuhr stumm ein und blieb stumm, bis auf einiges
unverständliches Gemurmel. Herr Meyer, der mit dabei war, grinste überlegen.
„Meinem Cyper kann keiner! Ich will das tapfere Tier lieber wieder mit nach
Hause nehmen." Mir war die Sache unklar; inzwischen deckte ich auf.
„Flock" hatte den Kater schon stumm erledigt und würgte weiter bis zur
Bewußtlosigkeit. Herr Meyer in Gewissensbissen wollte dem Toten noch schnell zu
Hilfe kommen und nach „Flock" treten, ich hielt ihm aber „aus
Versehen" den Spatenstiel zwischen die Pedale, worauf er bedenklich
stolperte und mit Protest die schnöde Stätte verließ.
Einige Tage
später raste das Telephon bei mir; ich wurde grob und dann nachsichtig. Geras
größter Nimrod Schi. meinte: „Herr Doktor, wir haben Fichse, Jungfichse
im Amselgrund stecken!" Am nächsten Tage standen wir mit „Flock" an
dem Berghang. Die Einfahrten waren blitzsauber und duftlos. Ich meinte
bescheiden: „Wenn da man bloß Füchse drin sind!?" Antwort: mitleidiges
Lächeln. „Na, meinetwegen!" „Flock" stieg ein, stumm, flott, ohne
Aufregung. Es sollte seine letzte Fahrt sein. Ein unbestimmtes Murmeln, tief,
tief... dann blieb alles stumm. „Der Köter taugt nischt, er geht nicht
ran", hörte ich zwei Weise einander zuraunen. Ich wusste es besser. Es
wurde Nacht, und wir verstopften die Einfahrten mit Zeitungen. Am nächsten Tage
staken die Zeitungen noch ebenso. Nun wurde zwei Tage unermüdlich in die
Berglehne gegraben.
Am Abend des
letzten Tages rief plötzlich ein Arbeiter in einem Durchschlage:
„Hier war
eben was!" Eifrig gruben sie weiter. Da stießen sie auf ... den toten
„Flock" und .. . einen starken, verendeten Dachs! Beide ineinander
verbissen.
Es ist dies
vielleicht der einzige Fall, dass ein Erdhund ohne Hilfe im tiefen Naturbau
einen starken, alten Dachs abwürgte. Beim Weitergraben wurden noch zwei stramme
Jungdächse erwischt. Diese wurden einem kleinen Zoologischen Garten überwiesen;
sie brachen später aus ihrem Käfig aus, schnitten einem japanischen Seidenhahn
und anderen den Kopf wie mit dem Messer ab, drangen in den Rehzwinger, würgten
die beiden alten Ricken ab und schliefen in der Rehschutzhütte den Schlaf der
Gerechten. Du aber, mein braver „Flock", warst ein Bombenkerl !
Dir fehlte
nur eins: ein Tröpflein von der Feigheit der meisten deiner Mithunde. Daher
fandest du das Schicksal, das so gern die Laufbahn der Helden besiegelt. Dir ein
„Weidmannsheil in den ewigen Jagdgründen!" Du bist gewiss für würdig
befunden worden als Mitjäger in der wilden Jagd in den Stürmen der Tag - und
Nachtgleiche. Deutlich habe ich dich wiedererkannt in den mondbleichen
Wolkenfetzen.
Nichts
ist greulicher als die vorsichtigen Baukläffer, die einen stundenlang die
kostbare Zeit auf den Bauen vertrampeln lassen, ohne mit Reineke ein Handgemenge
zu wagen. „Den Rotfuchs schleif mir aus dem Bau, ansonst ich dir den Balg
verhau!" Glaubt ihr Tölen, heute hätte man noch Zeit, halbe Tage
vergeblich auf dem Bau rumzutrampeln oder einen halben Berg umzugraben? Mit den
Stummwürgern ist es nichts, mit den Baukläffern erst recht nichts. So warf ich
mich auf die Zucht kaum mittelgroßer, ausdauernder Teckel, die aber doch in
nicht allzu langer Zeit sprengen oder, wo das einmal schwer möglich, anpacken
und schleifen sollten. Und da führten bei mir die borstigen Rauhbautze unter
den Dackeln am schnellsten zum Ziele; doch will ich manch bravem Kurzhaar ganz
und gar nicht die Dackelehre abschneiden. Aber der struppige, verflossene, alte
„Raudel" war doch der Beste! Nie versagte er auf Schweiß, im Wasser oder
im Bau. Stets würgte er im Preisschliefen den Fuchs, nie habe ich mit ihm eine
Fehljagd erlebt. Über 200 Füchse, junge und alte, hat er auf dem Gewissen, und
im Geraer Stadtwalde sprengte er nach langem Bemühen auch einmal einen Dachs,
ohne dass ihm durch Graben geholfen wurde. „Einen natürlichen Tod stirbt der
mal nicht", prophezeiten seine Bekannten. Im Kriege 1914/18 jauchzte er
jeder krepierenden Granate nach und kam sich wichtig vor als Teilnehmer der
„größten Treibjagd", die die Welt bis dahin erlebt hatte. Bis ich einen
groben Brief aus der Heimat erhielt: „Wenn ,Raudel sterben soll, so kann er
das auch zu Hause haben." Dies Prophetenwort sollte sich bewahrheiten; ich
schickte ihn mit einem Urlauber zurück. Vorher hetzte er noch eine Rotte Sauen
von zehn Stück durch die Oise, die er durchschwamm, zog ein Reh nieder, das ein
Leutnant mit Schrot angekröpelt hatte, und säuberte einen Fuchsbau gründlich.
Danach gab er nach einer Hatz irgendwo „Standlaut". Wir ritten ihm nach
und fanden ihn , in einer Schlinge, die die Landser dort massenhaft stellten.
Nach Kriegsschluss beförderte er in der Heimat noch einige Füchse ins Jenseits
und wurde abermals aus einer Schlinge befreit. Alles deutete bei diesem Kämpen
auf unnatürlichen Tod, den er denn auch, neunjährig, im Kampfe mit einem Schäferhund
fand. Für solche Zweikämpfe, die er sonst liebte, war der brave, alte Herr
nicht mehr wendig genug. Alle Sorten Wild, alle Arten Baue hat er in seinem
tatenreichen Leben genugsam kennengelernt; er war ein vielfacher lebendiger
Beweis dafür, daß ein 13pfündiger gewandter, ausdauernder und sehr scharfer
Erdhund, wenn er nur nicht blödsinnig überscharf ist, im Bau fast ohne
Lebensgefahr nahezu unfehlbar sein kann!! Das ist die Richtung, die die Zucht
unbedingt einschlagen muss. Ist der
Teckel noch einige Pfund leichter, dann um so besser auf Fuchs. Nicht
aber auf Dachs, denn da versagt beim Handgemenge eben doch die Kraft. Das haben
wir bei unserem braven 6 ½ pfündigen Kaninchenteckelchen „Bergmann v.
Sonnenstein" erlebt, der auf Fuchs ausgezeichnet arbeitete, der aber in
einem tiefen, weitverzweigten Dachsbau, in den er ohne unseren Willen gelassen
wurde, spurlos verschwunden blieb. Trotz tagelangen Grabens in dem Etagenbau sah
und hörte man nichts von ihm. Ob er im Kampfe mit dem Dachs sein Leben ließ
oder wie er sonst endete, wer mag es wissen?
Dass
Kaninchenteckel, die angriffslustig, aber sehr gewandt sind, im Kunstbau mit dem
Dachs zum Erfolge führen können, bewies 1920 in Erfurt die sechspfündige „Waldi
vom Sonnenstein", die sich in Konkurrenz mit schweren Teckeln den 1 Preis
holte. Auch sind gute Erfolge von Kaninchenteckeln auf Dachs in einfachen
Naturbauen nicht gerade selten.
Einen
vermutlich ähnlich wie bei „Bergmann" liegenden Fall teilte mir ein
erfolgreicher Züchter jagdedler Teckel mit. Es handelte sich um den Berufstod
seiner schönen und tüchtigen rauhhaarigen „Schnuckel v. roten Hause",
einer Tochter meines alten „Raudel". Ihr Besitzer schrieb mir: „Schon
im Februar 1919 blieb „Schnuckel", die sonst schnell mit dem Fuchs fertig
wurde, im Bau stecken. Nach längerem, mühseligem Graben trafen wir auf Fuchs
und Hund, beide dicht aneinander; es war ein Sackrohr, und dicht hinter dem
Hunde hatte sich ein Stein gelöst, der das Rohr fast ganz ausfüllte. Ohne
unsere Hilfe wäre der Hund verloren gewesen. Einen ähnlichen Fall erlebte ich
mal in einem Felsenbau. Hinter Fuchs und Hund hatte sich in dem fast senkrecht
in die Höhe gehenden Rohr eine dünne, fast tellergroße Steinplatte gelöst
und hätte beide lebendig begraben, wenn wir nicht doch nach 28 stündiger
Arbeit hätten Hilfe bringen können. Diesmal
aber konnten wir die brave „Schnuckel" leider nicht retten. Etwa in der
vermuteten Baumitte hörten
wir „Schnuckel" recht heftig am Dachs arbeiten, sie trieb ihren Gegner
immer weiter zurück. Nach 1/2 Stunden erschien sie plötzlich, an der Seite
schweißend. Sie fuhr sofort wieder ein, die Jagd ging immer tiefer, immer
ferner und leiser hörten wir den Laut der Hündin, bis er sich ganz verlor. Als
sie in der Dunkelheit noch nicht erschien, vermutete ich noch nichts Böses,
denn sie war stets außerordentlich ausdauernd, ohne dass sie schwer geschlagen
wurde. Als sie aber auch am nächsten Morgen nicht erschien, gruben wir drei
Tage lang nach ihr, bis die Hindernisse unüberwindlich wurden. Das letzte Rohr
fiel ziemlich steil ab und hatte einen Durchmesser von 18 cm. Wahrscheinlich war
die Hündin in dem steil abfallenden Sackrohr hinter den Dachs gekommen und
wurde von diesem verklüftet." Diese Erfahrungen habe ich in verzweigten Übungsbauen öfter
gemacht. Jedenfalls dürften solche Vorkommnisse häufiger sein, als dass der
Hund, auch wenn er noch so klein ist, vom Dachs abgewürgt wird. Ich habe viele
kleine Teckel heftig an Dachs arbeiten sehen, ohne dass sie lebensgefährlich
geschlagen wurden. Ausnahmen kommen vor.
Während ich
diese Zeilen schrieb, wurden mir noch zwei Todesschicksale von Erdhunden
gemeldet; es waren zufällig zwei rauhhaarige Enkelinnen meines alten „Raudels".
Die eine, etwa 10 Pfund schwer, wurde beim Dachsgraben so geschlagen, dass sie
am nächsten Tage einging; sie war etwas leicht für einen so schweren Gegner
und der Bau zu schwierig, als dass man der auch noch zu jungen, unerfahrenen Hündin
schnell genug hätte zu Hilfe kommen können.
Die andere Hündin
verstummte bald im Bau und kam nicht wieder. Abends wurde nach ihr gegraben.
Nach mehreren Durchschlägen tastete der Arm ihres Besitzers in der Röhre die
Hinterläufe der Hündin. Er zog erst leise, dann immer stärker und beförderte
mühsam die tote Hündin heraus; sie war bereits kalt und steif. Sie hatte sich
in eine enge Stelle der Röhre gezwängt und sich schließlich weder rückwärts
noch vorwärts bewegen können. Gewiss ein nicht häufiger, aber um so
lehrreicherer Fall. Es würde zu
weit führen, hier noch weitere Erlebnisse zu
schildern.
Wer sich in
Gefahr begibt, kann in ihr umkommen. Das fühlen instinktiv die meisten Teckel,
und nicht nur Teckel! Daher die viele Feigheit in der Welt! Und doch ist es ein
schöneres Schicksal, das Opfer eines heldenmütigen Berufes zu werden,
als ein bequemes, leeres Dasein zu führen und im Alter langsam hinzusiechen.
Deshalb bedauerte ich keinen meiner kleinen, beherzten Jagdkumpane, die in edler
Leidenschaft ein jähes Ende fanden. Sie fallen im Alter niemand, namentlich
sich selbst nicht zur Last und ersparen im Siechtum ihrem Herrn den
entsetzlichen Gnadenschuss.
Frisch leben
sie fort in der Erinnerung, wenn die ändern längst vergessen sind.
Ich hatt' einen Kameraden ...
Aber auch
der Jäger kann einmal tödlich beim Dachsgraben verunglücken, wie der Fall des
Oberförsters Arndt bewies:
Im sandigen
Boden war ein etwa 3 bis 4 m tiefer Durchschlag gemacht, in dem der Oberförster
und ein Forstlehrling beschäftigt waren. Plötzlich rutschten die Sandwände
ein und begruben den Oberförster in gebückter Stellung vollständig. Der nur
bis zur Schulter verschüttete Lehrling konnte sich nur langsam befreien und
Hilfe holen. Man konnte aber den Oberförster nur noch als Leiche bergen. Auch
schlug die Mühe fehl, den Dachshund, den man noch den ganzen Tag lautgeben hörte,
zu retten. — Ähnliche Unglücksfälle sind wiederholt, auch in nicht sandigem
Boden, vorgekommen. Die Gefahr ist besonders groß, wenn in tiefem Durchschlage
in liegender Haltung verhört wird. Nach Möglichkeit sollten die Wände
abgesteift werden.
Es ist
noch kein Meister vom Himmel gefallen. Diese Binsenwahrheit erleidet wie
jede Regel auf dieser Welt ihre Ausnahmen.
So gibt es
tatsächlich Teckel, die, in früher Jugend erstmalig an Raubwild gebracht,
genau so treffsicher arbeiten wie später. In vorhergehenden Abschnitten habe
ich bereits solche geschildert. Teckelchen mit Milchgebiss, die, erstmalig an
Baue gebracht, zum Erstaunen des Besitzers einfuhren und sicher arbeiteten.
Teckelchen
von 4 ½ Monaten, die, erstmalig an ihren Kräften entsprechende Jungfüchse
gebracht, diese abwürgten. Teckelchen von kaum fünf Monaten, die auf
Jugendschliefen völlig fehlerfrei arbeiteten und den Jungfuchs würgten, nicht
einmal „zufällig" , sondern
auf zwei, drei Schliefen hintereinander!
Wenn
man dann nachforscht, woher des Weges, so ergibt sich fast immer, dass Eltern
oder Vorfahren Bombenarbeiter waren aus vielbejagten Stämmen.
Zwei Hunde
sollen uns als Leitbeispiele für das Einarbeiten von Jungteckeln dienen.
Den rauhhaarigen Sohn „Raudels v. Seelberg" will ich der Kürze halber
mit R., die gleichaltrige Hündin mit H. bezeichnen. R. kam mit 4 ½
Monaten ganz zufällig an einen in der Kiste sitzenden, geringen
Jungfuchs; neugierig guckte er in die Kiste. Das Füchschen schlug ihn in die
Nase, R. sprang erschrocken einige Meter zurück, nahm Anlauf und würgte das Füchschen
ab. Einige Tage darauf ließ ich ein gleiches Füchschen in einen Kunstbau. R.
schliefte ein und würgte in wenigen Minuten das Füchschen ab. Kurz darauf
zeigte er dieselbe Arbeit im Jugendschliefen,
wo er in drei Minuten den Fuchs würgte. So, und immer so arbeitete er bis an
sein Lebensende. Diesen Hund also hatte ich überhaupt
nicht einzuarbeiten
brauchen, er war tatsächlich als
Meister vom Himmel gefallen.
Ebenso war
es bei ihm mit der Stöber, Schweiß - und Wasserarbeit.
Und nun die
gleichaltrige Hündin H. Ich zeigte ihr zuerst den von R. abgewürgten Fuchs;
sie kniff die Rute ein, knurrte scheu und immer in Ausweichstellung.
Den Kunstbau
verweigerte sie, auch dann, wenn ich einen Knochen vor ihren Augen hineinwarf.
Ich fing nun mit einer Maus an, die ich in einer kleinen, leeren Kammer laufen
ließ. Die Hündin zeigte lebhaftes Interesse, jagte eifrig hinter der Maus her,
fasste aber nicht zu. Schließlich ging die etwas müde und bedrängte Maus zu
kurzen Gegenangriffen über; die H. wich, griff wieder an, wich. Das dauerte
eine Viertelstunde, so dass ich die Maus erschlug, um ein Ende zu machen. Die H.
zeigte weiter lebhaftes Interesse, konnte sich aber trotz allen Anfeuerns nicht
entschließen, zuzufassen! Und so blieb sie trotz aller erdenklichen Mühe, die
ich mir wegen ihrer Schönheit mit ihr gab. Noch im Alter von einem Jahr konnte
sie sich nicht entschließen, trotz allen Eifers, ein Kaninchen zu packen oder
ihm auch nur in den Bau zu folgen. Ich habe sie dann in Nichtjägerhände
abgegeben; sie ist eine „Heldenjungfer" geblieben.
Diese beiden
Beispiele zeigen, wie es geradezu zwecklos sein kann. Jungteckel einarbeiten zu
wollen, und wie ausschlaggebend es fast immer ist, welche Eigenschaften von den
Vorfahren her im Blut verankert liegen. Die Rasse tut es nicht, es kommt auf die
Familie und auf das Einzeltier an.
Nun gibt es
zwischen diesen beiden Extremen alle möglichen Abstufungen und damit alle möglichen
Aussichten bei der Einarbeitung. Nachhilfestunden benötigen die allermeisten
Jungteckel; man muss versuchen, alles aus ihnen herauszuholen, was etwa in ihnen
schlummert.
Nehmen wir
an, es hat sich jemand einen acht Wochen alten Welpen aus jagdlich leidlich
gutem Blute erworben, so wird er sich fragen: Wann soll ich mit der Anleitung zu
„jagdlichen Vorübungen" beginnen? Darauf lässt sich keine Antwort
geben. Es kommt alles auf die Umstände an.
Man kann
schon mit acht Wochen beginnen, wenn man Zeit, Lust und Gelegenheit dazu hat.
Man nehme z. B. einen derben, alten Lappen, tränke ihn etwas mit irgendwelchem
Schweiß; es kann zur Not auch Haustierblut sein; Geflügelblut ist weniger zu
empfehlen als Säugetierblut. Diesen Lappen binde man an einen Strick und
befestige diesen irgendwo. Der Welpe wird zu spielen und später heftig zu
zerren beginnen. Man belasse ihm dieses „jagdliche Spielzeug" etwa fünf
Minuten, löse zum Schluss den Faden, damit der Hund Erfolg hat; stolz wird er
mit der Beute von dannen ziehen. Nun muss man ihm den Lappen niemals mit Gewalt,
sondern stets mit List wegnehmen, etwa durch Vorhalten eines Leckerbissens.
Niemals lasse man ihm den Lappen lange, damit er nicht das Interesse verliert.
Bei erster Gelegenheit gebe man ihm dann ein frisch geschossenes Tier, einen
Spatz, einen Eichkater usw. Immer aber liste man ihm nach Minuten die
„Beute" wieder ab, ehe sein Interesse daran nachlässt; niemals entreiße
man ihm die Beute gewaltsam; er muss in seinem Herrn immer nur den Helfer,
niemals den Wettbewerber um die Beute sehen.
Bald wird es
nun vorteilhaft sein, die Beute im Zimmer zu schleppen und bald hier, bald da zu
verstecken, damit der Hund suche und finde. Findet er gut, dann gehe man einen
Schritt weiter und hänge die Beute an einem Faden hoch, etwa über
eine Türklinke. Die ersten Male helfe man dem Zögling, die Beute zu finden.
Nun wird er sich abrackern, sie zu erreichen, in den meisten Fällen auch Laut
geben. Das ist die erste Vorstufe des Totverbellens. Nach wenigen Minuten
lockere man den Strick, bis der Zögling die Beute schnappen und stolz mit ihr
von dannen eilen kann. Bald liste man ihm die Beute wieder ab.
Nunmehr geht
man zu ganz schwachem lebenden Getier über, einer Maus, einem recht jungen
Hamster, einem jungen Sperling und dergleichen. Alte Spatzen vermeide man; sie
beißen sich oft empfindlich und zähe in die Lefzen des Welpen fest, was manche
längere Zeit arg verschnupft. Zwischendurch hat man den Welpen bereits zum
Kriechen veranlasst; anfangs genügt ein Brett, das man an eine Hauswand oder
dergleichen anlehnt, so daß eine dreieckige Höhle entsteht. Es wird nur wenige
Welpen geben, die solche Höhlen nicht annehmen.
Niemals,
weder jetzt noch später, schiebe man einen Teckel wider seinen Willen in eine Röhre!
Lieber setze man ihn, wenn er durchaus nicht kriechen will, einmal behutsam in
einen Kessel, in den man einen Leckerbissen gelegt hat; er wird nun den Bau
durchkriechen, um in die lichte Freiheit zu gelangen. Zeigt sich ein Hund aber
durchaus begriffsstutzig und kopfscheu, so verärgere man ihn nicht durch zu häufige
Versuche. Lieber lasse man ihn eine Woche in Ruhe.
Hat ein
Teckel aus jagdlich kaltem oder lauem Stamme absolut keine jagdliche Erbmasse
mit auf die Welt bekommen, so wird auch die größte Geduld, das beste Geschick
ihn nicht zu einem Schliefer erziehen können. Ein Bekannter, der in Geduld und
Eifer das Menschenmögliche im Einarbeiten leistete, kaufte einen rauhhaarigen
Teckel wegen des harten Haares, der guten grauen Farbe und Körperkleinheit. Der
Hund gehörte uns gemeinsam. Jahrelang verlor Herr S. die Geduld nicht
aber der Hund nahm nie einen Bau an, über der Erde sogar
beachtete er den Fuchs nicht, kaum dass er mal gleichgültig hinschnupperte.
Dabei war er
sonst geradezu bösartig; er hat uns verschiedene Teckel abgewürgt, so dass man
ihn nur allein halten konnte. Er war lebhaft und bissig, aber jagdlich völlig
kalt! Auch im Stöbern und auf Schweiß war er völlig unbrauchbar.
Ist der
Welpe ein Vierteljahr alt geworden, so sollte er Schweißfährten und kurze,
bequeme Baue bereits annehmen, auch Mäuse und dergleichen glatt abtun; sonst
verspricht er, kein begabter Schüler zu werden.
Jungteckel,
die mit dem Zahnwechsel, etwa mit vier bis fünf Monaten, trotz verschiedenster
Anregungen noch keine jagdlichen Anlagen unter und über der Erde zeigen, müssen
— vorausgesetzt, dass sie überhaupt noch einschlagen als spätreife Hunde
bezeichnet werden. Allzu viel Hoffnung auf jagdliche Hochleistung
und vor allem auf jagdliche Erbsicherheit darf man bei ihnen nicht haben.
Frühreife
kann man sehr einfach prüfen, indem man eine Maus, eine Ratte, einen Hamster,
eine kleine Katze, am besten natürlich einen Jungfuchs, wenn man ihn gerade
haben kann, in eine Drahtkiste oder dergleichen setzt. Wittern, Erkennen und
Zufassen müssen eins sein. Hunde, die mit vier bis sechs Monaten nur
respektvoll, etwa fußbreit vor der Kiste „vorliegen", sind mit Mißtrauen
zu betrachten. In der Regel werden sie Vorlieger ohne jede erfrischende Schärfe.
Man muss ihnen meist eine „genügende" Brauchbarkeit durch langwierige
und langweilige Arbeiten im Übungsbau mühsam abquälen und hat doch später
nicht die rechte Freude an ihnen. Sie stehen eben nicht auf der Höhe der Rasse
und sind für die Zucht verhältnismäßig wertlos.
Nehmen wir
an, der Anfänger hat Glück gehabt und einen frühreifen Welpen erwischt, der
mit vier Monaten geringes Zeug, wie Ratte, mittleren Hamster und dergleichen,
glatt abtut, über wie unter der Erde. Nun gehe man zu wehrhafteren Gegnern,
einer halbwüchsigen Katze, der man vorsichtig die Spitzen der Krallen
beschnitten hat, oder einem geringen Jungfuchs über. Vor seinen Augen lasse man
das Stück in den einfachen, etwa 3 bis 6 m langen Bau (es kann vorerst eine überirdische
Holzröhre sein) einfahren; er wird ohne Besinnen folgen und bestenfalls das Stück
packen und herausziehen. Dann helfe man ihm, wenn er noch zu klein ist, das Stück
abzutun. Liegt er aber nur vor, dann lasse man ihn gewähren, das erstemal fünf
Minuten, das nächste Mal zehn Minuten und so fort. Man ermuntere ihn durch
Zuruf und Klopfen und decke auf. Fasst er auch jetzt nicht, dann suche man dem
Gegner einen festen Hieb auf die Nase zu geben, dass er betäubt ist. Denn
Erfolg muss der Junghund haben, um sein Selbstvertrauen zu steigern! Unter allen
Umständen belasse man dem Hunde das verendete Stück, er muss die Empfindung
gewinnen, dass er es redlich erworben hat und dass es sein Eigentum ist. Natürlich
lasse man es nicht an Lob fehlen. Nie nehme man ihm das Stück an der Einfahrt
ab! Vielmehr entferne man sich, wenn er herausschleift, 10 bis 15 Schritte von
der Einfahrt und lasse ihn draußen sich nach Herzenslust mit dem verendeten
Gegner abfinden. Erst wenn er ruhiger geworden ist, pfeife und locke man ihn an
sich heran, lobe ihn und gebe ihm einen Leckerbissen. Wenn man dem Hunde das Stück
an der Einfahrt öfter
entreißt, so kann man leicht „Neider" erziehen, die das Stück lieber
wie der in den Bau
in Sicherheit schleppen. Aus demselben Grunde vermeide man es grundsätzlich,
draußen einen zweiten Hund zu haben, dem natürlich der Sieger seine Beute erst
recht ungern überlässt.
Überhaupt
bin ich ein Gegner vom Zusammenarbeitenlassen zweier Teckel.
Abgesehen
von dem schon erwähnten Risiko erzieht man auf solche Weise den Hund
vielfach geradezu zur Unselbständigkeit. Letzteres tue ich nur dann, wenn ein
Junghund durchaus nicht zu bewegen ist, allein zu arbeiten.
In einem
Übungsbau, der so weit ist, dass zwei Teckel bequem nebeneinander vorliegen können,
und 1,50 bis 2 m lang. In die sehr weite und kurze Röhre wird sich auch ein mäßig
veranlagter Teckel leicht wagen. Die Röhre wird geteilt, so dass ein älterer
Hund neben dem Junghund einschliefen kann, aber getrennt ist. Jetzt bellt der
Junghund nach kurzer Zeit mit dem Alten mit.
( Nicht
Original )
Liefert ein
etwa halbjähriger Jungteckel nach derartiger vierwöchiger Übung noch keine
halbstündige, selbständige Vorliegearbeit, dann ist er für mich erledigt,
nicht etwa aus Ungeduld, sondern weil ich Teckel, denen das bisschen
Vorliegearbeit derart mühselig abgequält werden muss, nicht liebe. Sie sind
wegen mangelnder Frühreife und Zuverlässigkeit für die Zucht doch nicht das
Richtige: Ihre Erbsicherheit, das kostbarste Gut eines Zuchthundes, ist
zweifelhaft.
Gesetzt nun
den Fall, dass der Zögling seine halbe Stunde sicher vorliegt, so vermeide
ich nunmehr den allzu häufig gemachten Fehler, diese Arbeit immer und immer zu
wiederholen. Denn diese eintönige Tätigkeit befestigt sich sonst leicht in dem
mäßig scharfen Hunde; nicht selten derartig, dass er nunmehr grundsätzlich
nur etwa eine halbe bis dreiviertel Stunde vorliegt.
Wir kommen
nun zum Einarbeiten auf Würgen. Diese Eigenschaft muss im Hunde drin
liegen; sie kann durch das Einüben nur geweckt und verstärkt, nicht aber
geschaffen werden. Ich spreche hier natürlich nur von dem wirklichen, selbständigen
Würger, nicht von jenen scharfen Vorliegern, die mit Hilfe des Menschen im
Einschlage den arg bedrängten und in der Verteidigung beschränkten Fuchs
fassen. So sehr man letztere Eigenschaft beim Vorlieger schätzen wird, so ist
sie doch eben auf grabbare Baue beschränkt. Wer nur oder fast nur ungrabbare
Baue im Revier hat oder wer grundsätzlich tiefe oder schwierige Baue nicht gräbt,
der wird mit Teckeln, die nur mit menschlicher Hilfe zupacken, wenig anfangen können.
Er braucht den selbständigen, wirklichen Würger, den „ParforcesTeckel",
sei es, dass dieser durch sein Ungestüm den Fuchs aus dem Bau wirft, sei es,
dass er den Hartnäckigen über kurz oder lang fasst und herausschleift.
Hierzu sind
die meisten Felsbaue besonders gut geeignet, weil sie meist viel kürzer als
alte, verzweigte Erdbaue sind und deshalb weniger Zeit und Kraft zum
Herausziehen erfordern. So schlimm, wie es gemacht wird, ist es mit dem
„Verfallen" der Hunde nicht. Der Revierinhaber wird seine Felsbaue auch
bald genau einschätzen. Ich kannte auf dem Eichsfelde etwa 30
Muschelkalk-Felsbaue. Nicht einer war darunter, den ein geschickter Hund nicht hätte
arbeiten können, fast alle waren auch recht kurz. Nur grabbar waren sie eben
nicht, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen.
Der
wirkliche, selbständige Würger ist also der einzige Hund, der fast in jedem
Bau zum Erfolge führt. Zeigt also der Junghund, dass er das Zeug zum Würger in
sich hat, so vermeide ich mit ihm beim Einarbeiten jede langatmige Vorliegeübung.
Die Ausdauer übe ich erst im zweiten Jahre auf Dachs, wenn er auf Altfuchs im
Natur - und Kunstbau firm ist.
Ich benutze
zum Einarbeiten vorerst nur einen einfachen, kurzen, geradlinigen Kunstbau, aus
dem er das gepackte Stück auch schnell und leicht schleifen kann.
Ich lasse
ihn über der Erde erst einige Hamster oder dergleichen abtun, damit er
Vertrauen in seine Überlegenheit bekommt. Später vermeide ich das Würgen über
der Erde. Ich setze, wenn ich es haben kann, zuerst einen Hamster oder eine
Jungkatze, noch besser natürlich einen geringen Jungfuchs ein. Kommt er
wirklich mal nach zehn Minuten mit dem Gegner nicht zu Rande, so decke ich auf
und helfe ihm. Später lenke ich das Raubwild zeitweilig dadurch vom Hunde etwas
ab, dass ich es mit einem Strohhalm oder einer Gerte durch eine kleine Öffnung
am Endrohr leicht hinten belästige; es wird den Kopf dadurch etwas hinwenden,
und der Hund benutzt den günstigen Augenblick, zu fassen. Ich suche
aber recht bald diese kleinen Hilfen aufzugeben und den Zögling so selbständig
wie nur möglich arbeiten zu lassen. Das Herumtreten auf dem Bau und das laute
Anfeuern des Hundes, so gut es die ersten drei Male sein mag, unterlasse ich
bald ganz. Besonderen Wert lege ich darauf, dass der Schüler keine „Fehljagd"
macht, dass er das Stück jedes Mal meistert. Lieber arbeite ich ihn selten,
wenn ich knapp an Raubwild, auch Katzen, bin, immer aber opfere ich ihm im
ersten Vierteljahr des Einarbeitens das Stück. Nur allmählich steigere ich die
Stärke des Gegners.
Alle Mühe
verwende ich darauf, dass der Zögling ein etwa schon im Bau abgewürgtes Stück
nicht liegen lässt. Tut er dies doch einmal, so trage ich ihn vom Bau weg,
decke auf und binde das Stück an einen langen Bindfaden. Diesen führe ich
durch ein Loch im Deckbrett des Endrohres. Nun hole ich das Teckelchen wieder
und lasse es einfahren; meist wird es wieder zausen. Wenn nicht, rucke ich am
Faden, als ob das Stück noch lebend sei, dann wird es eher schleifen; lässt es
etwas nach, gebe ich wieder einen Ruck und so fort. Meist wird man so zum Ziele
kommen. Hunde, die mangelhafte Neigung zum Schleifen aus dem Bau zeigten, habe
ich mit Igeln dazu gebracht. Ich setzte den Stachelheinrich in das Bauende.
Die meisten
Teckel haben eine merkwürdige Wut auf diesen und lassen nicht eher locker, als
bis sie ihn herausgezogen haben. Die Übung kann man oft wiederholen, sie werden
es nimmer müde, auch werden sie dadurch unempfindlicher gegen Schmerzen.
Freilich lernen manche Teckel, ihn glatt abzuwürgen, dazu ist der arme Kerl
aber nicht da.
So umständlich
wie diese Darstellung erscheint, geht es meist gar nicht zu.
Hat der Hund
wirklich das Zeug zu einem „Parforce - Teckel", dann ist das Einarbeiten
bald getan. Nur Sieger muss er anfangs unbedingt bleiben. Wie gesagt, ich habe
mehrfach Teckel gehabt und auch solche in anderem Besitz gekannt, die gleich
beim ersten Versuch sich ererbt firm erwiesen und bis zum Lebensende
blieben. Diese waren auch die sicheren Vererber.
Dass ich
nach den ersten guten Erfolgen im einfachsten Bau schnell zu den Schwierigkeiten
übergehe, die im Naturbau vorkommen können, versteht sich von selbst. Ich
nenne: scharfe Knicke, schroffe Senkungen und enge Stellen; auch Hindernisse,
die im Preisschliefenbau nicht üblich sind, z. B. Steine, die ich an geeigneter
Stelle in eine Röhre lege. Erdmassen, mit denen ich eine kurze Strecke die Röhre
fast bis zum Deckbrett auffülle. Diese muss er zu beseitigen lernen. Es .ist
hier der Ort, auf den rechten und den falschen Griff kurz zu sprechen zu kommen.
In dieser Hinsicht verhalten sich die Teckel recht verschieden. Manche
versuchen, das Raubwild zeitweilig mit dem Hinterkastell anzugreifen; es sind
nicht immer die schlechtesten, sondern solche, die durchaus mit dem Gegner in
ein Handgemenge geraten wollen und dann plötzlich sich drehen und gut fassen,
es ist das wohl ein ererbter („instinktiver") Versuch, die Augen zu
sichern, denn Katzen gegenüber beobachtet man es bei Anfängern am häufigsten.
Aus dem selben Grunde gibt es Teckel, die fast wie der Dachs den Kopf halb
zwischen die Vorderläufe nehmen und ihn tief und seitlich unter den Fuchs zu
bohren suchen, so dass dessen Schläge nur den ungefährdeten harten Oberkopf,
nicht aber Augen und Gebiss treffen, dann haben sie den Fuchs von unten plötzlich
mit Kehlgriff. So arbeitete mein „Plus II". Andere wieder fassen blindwütend,
was sich ihnen gerade darbietet, mit Backengriff, Gehör - oder Kehlgriff, meist
arbeiten sie so jäh, dass sie kaum erst geschlagen werden. Oft aber, z. B. beim
Gehörgriff, können sie nicht lange halten; auch gefährden sie damit den
Gegner nicht genug. Wieder andere pflegen, wenn sie auf Anhieb nicht fassen können,
dann und wann kurz oder länger stumm zu lauern, bis der Fuchs einmal den Fang
etwas zur Seite wendet, dann fahren sie hastig und meist mit Erfolg zu.
Diese Art
beobachtete ich öfter im „Raudel - Stamm. Meist werden diese Teckel dabei
selbst wenig oder gar nicht geschlagen.
Wieder
andere warten, bis der Fuchs mal die Rückseite zeigt, z. B. im Kessel, oder
wenn er sonst vor den Hund gekommen ist. Manche Teckel verbeißen sich dann so
fest in der Lunte oder Keule, dass der Fuchs sich wendet und den Hund recht arg
zurichtet, ehe dieser loslässt. Natürlich ist dieser Griff falsch, und das
Halten ist sinnlos, der Fehler wird aber bei Gelegenheit immer wieder gemacht.
Diese
halbscharfen Hunde sind es, die in der Regel am ärgsten zugerichtet werden.
Dann gibt es
recht viele Teckel, die ebenfalls nur in die Hinterfront des Gegners fassen,
aber aus Angst vor der eigenen Courage sofort wieder loslassen, wenn sich der
Fuchs zur Wehr dreht. Oft aber ist dabei der Fuchs schneller als diese
Vorsichtskandidaten, und auch sie beziehen ihre Prügel.
Ich habe
diese Teckel mit dem falschen Griff meist von der Zucht ferngehalten, denn sie
verstehen sich nicht auf den Griffwechsel und fassen so gut wie nie zu, sobald
sich der Fuchs gedreht hat; sie führen also nur zu unnützen Raufereien.
Wohl kann
der richtige Griff hier und dort dem Hunde gezeigt, „korrigiert" werden,
meist aber steckt er doch dem wirklich von Haus aus scharfen Hunde schon im
Blute.
Natürlich
soll der Teckel auch, wenn sich nichts anderes darbietet, in die Hinterfront
fassen, z. B. beim Dachs, der am Verklüften ist. Aber sobald sich der Fuchs
dreht, sollte der Teckel zum Griffwechsel übergehen, beim Dachs dagegen
loslassen.
Das alles
klingt etwas viel verlangt, wenn man es von der klaren Überlegung des Hundes
erwarten wollte. Aber der gute Griff und der Wechselgriff beruhen nicht auf der
Erfahrung des Einzeltieres, sondern auf der uralten, tausendfältigen Erfahrung
der Rasse. Nach den ersten persönlichen Erfahrungen muss diese alte
Rassenerfahrung in dem nachgeborenen Einzeltier wieder voll aufleben.
Das Prüfungswesen
und die Zucht müssen diese Griff Sicherheit berücksichtigen.
Wann
bringt man den Teckel zum ersten Male an den N a t u r b au?
Ich habe mir
den Kopf darüber nie zerbrochen. Ich nahm meine Jungteckel mit ins Revier,
sobald sie gut laufen konnten; kamen wir an einen Bau, so überzeugte ich mich,
dass er nicht von Dachs befahren war. Dann überließ ich den Teckel sich
selbst, schliefte er nicht ein, was selten der Fall war, so drängte ich ihn
nicht dazu. Mit keinem Jungteckel, auch dem jüngsten nicht, habe ich böse
Erfahrungen gemacht.
Der Fuchs
sprang oder er sprang nicht. In letzterem Falle gab es eine mehr oder weniger
lebhafte Vorliegearbeit, die nie böse auslief; meist kamen die Junghunde nach
einer halben bis einer Stunde wieder heraus. Dann ließ ich den Althund die
Arbeit beenden. Nur Jungteckel, die angehende Würger waren, habe ich vor einem
Alter von zehn Monaten nicht in den besetzten Naturbau gelassen. Einmal, weil
sie mir zu wertvoll waren, um sie stark schlagen und dadurch vielleicht zu
vorsichtig werden zu lassen, dann auch, weil ich ihnen im Naturbau nicht oder
doch nicht rechtzeitig zu Hilfe kommen konnte. Dagegen habe ich sie gern in
leere, verzweigte Naturbaue geschickt, damit sie mit ihren Geheimnissen
vertraut wurden. Man vermeide aber unbedingt, sie dabei über Gebühr
anzufeuern. Gar zu leicht wird nämlich dadurch der Hund zum Baulaut geradezu
erzogen! Denn diese üble
Angewohnheit mancher Hunde ist meist nicht angewölft, sondern wohl stets die
Folge unsachgemäßer Einarbeitung im Bau. Dann und wann habe ich sie in einem
bekannt schwierigen Naturbau an einer mitgenommenen halbwüchsigen Katze
arbeiten lassen.
Das ist das
Hauptsächlichste, was über das Einarbeiten des Teckels für die Baujagd zu
sagen wäre. Mögen andere mit anderen Arbeitsplänen ebenfalls zum Ziele
gekommen sein. Ich selbst habe im Laufe der Jahre öfter gewechselt, halte aber
die hier gegebenen Richtlinien für die zweckmäßigsten.
Es wird
nun oft die Frage aufgeworfen, in welcher Reihenfolge man den Teckel
in die
Bau, Schweiß und Stöberarbeit
einführen soll.
Da, wo man
den Hauptwert auf die Schweißarbeit legen muss, etwa in Rot" und
Schwarzwildrevieren im Gebirge, wo man bei fast fehlender Niederjagd nur den
„kleinen Schweißhund", den Teckel, hält, wird man unbedingt den Hund
erst völlig ferm auf Schweiß abführen, ehe man zur Baujagd oder gar zur Stöberjagd übergeht. Denn
keine Arbeit leidet so sehr durch Ablenkung wie die Schweißarbeit, in keinem
Revier schadet das Raubwild so wenig wie im bergigen Hochwildrevier, und
nirgends gibt es so wenig Stöberarbeit wie dort.
Ist der
Teckel aber erst ferm auf Schweiß, hat er womöglich auch einmal eine
erfolgreiche Hetze auf krankes Hochwild gehabt, dann wird er sich nicht so
leicht durch eine gesunde Spur von der Rotfährte ablenken lassen.
Wo hingegen
die Schweißarbeit für den Teckel kaum in Betracht kommt, da kann man das
Einarbeiten im Bau und das Abführen auf Schweiß getrost nebeneinander durchführen.
Man benutze dann das gewürgte Raubwild bereits zu kurzen, einfachen Schleppen,
die der Junghund gern ausarbeiten wird. Es empfiehlt sich dabei, öfter das
Raubwild am Ende der Schleppe so hoch zu hängen, daß es der Hund gerade
nicht erreichen kann, und ihn zum Verbellen anzuhalten. Die Stöberarbeit
aber hebe man am besten bis zuletzt auf.
Um die
gerade beim Teckel steckende Vorliebe zur Beschäftigung auf eigene Faust, zum
selbständigen Ausziehen auf Abenteuer und zum Hetzen hintenan zu halten, lasse
man ihn im ersten Lebensjahre nicht frei laufen oder gar revieren.
Selbstverständlich
muss er aber in geeigneten Orten doch reichlich Gelegenheit finden,
sich auszutoben, denn das ist für sein Gedeihen durchaus erforderlich.
Das
Herumtollen mit passenden Spielgefährten ist sehr zu empfehlen.
Im übrigen aber, namentlich auf der Straße und im Revier, gewöhne man ihn durch die Leine, folgsam und gut bei Fuß zu bleiben.